Von Bloody Marys und Plattenspielern

Lisa Morellini ist Studentin auf der Primarstufe und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich.

«Kommt doch auch vorbei, nächste Woche machen wir eine Party. Den Flyer schicken wir euch per WhatsApp». Beim Blick auf den Screen lächeln mir in Gespräche verwickelte Karikaturen entgegen, in der Hand halten sie einen roten Drink mit einer grün leuchtenden Selleriestange. Im Hintergrund verwilderte Indoor-Pflanzen und ein Plattenspieler. «Bloody Mary Sunday. Ab 14 Uhr. Bei uns».

Sonntags habe ich nie Zeit. Am Sonntag wird all das nachgeholt, was in der Woche keinen Platz gefunden hat. Am Sonntag eine Party? Gab es bei mir noch nie! Ob das überhaupt eine Party ist? Auf dem Flyer steht lediglich Sunday und das Ganze beginnt schon um 14 Uhr. Komisch irgendwie. Der Flyer sieht aber schon einladend aus. Je länger ich ihn anschaue, desto schlechter fühle ich mich. Eigentlich wäre es doch genau der Sonntag, der für das Zusammensein genutzt werden sollte! Und ich war ja auch noch nie an einem Bloody Mary Sunday. Was das genau ist, muss ich kurz googeln: Alkohol trinken ab 14 Uhr, das Getränk ein mit Pfeffer gewürzter und mit Selleriekraut bestickter Tomatenbrei. Warum eigentlich nicht?

Es war die richtige Entscheidung – Bloody Mary und Sunday hin oder her, die Leute und die Stimmung waren ausgelassen und auch der erhoffte Plattenspieler erweckte eifrig alte Musikgrössen zum Leben. Einzig der Stangensellerie blieb mir erspart, schon aufgebraucht sei er, wurde mir entschuldigend mitgeteilt.