Eine Frage, drei Antworten: Was ist das Schönste an der Schule?

Raffael Müller, Schulleiter

Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte ich das Gymnasium und wählte das musische Profil, welches damals Lehramt hiess. Insgesamt erinnere ich mich an eine mehr oder weniger glückliche Zeit, die ich als Schüler in diversen Klassenzimmern verbrachte. An einzelne Lektionen kann ich mich kaum erinnern, dafür aber an meine Mitschülerinnen und Mitschüler, die Lehrpersonen und die besonderen Momente, die Schulreisen, Ausflüge, Klassenlager und Projektwochen.

Meine schulischen Leistungen waren eher mittelmässig und ich hatte vielseitige Interessen und ging eigentlich immer gerne zur Schule. Zentral waren für mich die Freude und die Beziehung zu den Lehrpersonen. Das Schönste jedoch waren die fünf Wochen Sommerferien. Primarlehrer war nicht mein ersehnter Wunschberuf, eher eine pragmatische Entscheidung. Doch die Arbeit mit den Kindern erfüllte mich, das Vermitteln von Wissen und Werten erschien mir sinnvoll und bereitete Freude. Als Schulleiter konnte ich nochmals neue Aspekte des Schulwesens entdecken und meinen Horizont erweitern. Schulen sind nicht nur Institutionen mit einem Bildungsauftrag. Schulen sind ganzheitliche Lern- und Lebensräume, die tagtäglich von Menschen aus unterschiedlichsten Alters- und Anspruchsgruppen gestaltet werden. Dennoch würden meine schulpflichtigen Töchter auf die Frage, was das Schönste an der Schule ist, wohl antworten: die Ferien.

Nadine Locher, Studentin an der PH Zürich

Sich auf eine Sache bei meiner Antwort zu beschränken, wird der Schule nicht gerecht. Was mich aber seit meinem ersten Praxiseinsatz begeistert, ist die Wertschätzung, die einem die Schülerinnen und Schüler entgegenbringen. Diese Wertschätzung zeigt sich schon in kleinen und anfangs unscheinbaren Situationen im Schulalltag. Sei dies die Freude am Morgen beim Begrüssen oder das Strahlen in den Augen beim erfolgreichen Meistern einer Aufgabe. Was ich ebenfalls schätzen gelernt habe, ist das von- und miteinander lernen. Nicht nur die Schüler und Schülerinnen profitieren voneinander, sondern auch ich als Lehrperson lerne immer wieder neue Sachen von ihnen. Dadurch wachse und entwickle ich mich auch und trage zur Gemeinschaft der Klasse bei. Schlussendlich sind es all diese und noch viele weitere Dinge, die den Lehrberuf zu einem der schönsten Berufe machen und die Schule als einen der wertschätzungsvollsten Orte.

Gabi Schwegler, Sekundarlehrerin Schule Waidhalde Zürich

Der Soundteppich in der Sek klingt in etwa so: «Siiiiiiiie, warum ich?», «Siiiiiiiiie, wieso mümmer das mache?» oder «Siiiiiie, ich han gar nöd …». Für viele mag das nach einem absoluten Horrorszenario in Sachen Beruf klingen. Für mich ist aber gerade dies das Schönste an diesem Beruf: dieses stetige Suchen nach Antworten, Lösungen, Erklärungen. Ich bin jeden Tag persönlich herausgefordert und lerne so viel dazu. Ich lerne von den zwanzig jungen Menschen, mit denen ich das Klassenzimmer teile. Ich lerne von meinen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich mich austausche. Lehrerin zu sein bedeutet für mich, in Bewegung zu bleiben, unterwegs zu sein – persönlich und fachlich. Stehen zu bleiben ist keine Option. Und genau das mag ich. Auch wenn es mich manchmal erschöpft, die Freude über gefundene Antworten, Lösungen, Erklärungen gibt Energie zum Weitergehen.