Von den Auswirkungen zufälliger Urteilsfehler

Noise: Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können. (Siedler 2021)

Noise ist, wenn Urteile nicht systematisch verzerrt sind, sondern zufällig mal so, mal so ausfallen: Ärzte stellen ein und demselben Patienten völlig unterschiedliche Diagnosen, Personaler sind sich über das Leistungspotenzial eines Bewerbers nicht einig, vergleichbare Delikte werden je nach Richter mit eklatant abweichenden Strafmassen belegt – Noise ist ein riesiges, bislang kaum bemerktes Problem.

Die Ergebnisschwankungen zeigen sich sowohl, wenn man die Urteile mehrerer Beurteiler vergleicht, als auch in den Urteilen Einzelner. Sie schwächen die Glaubwürdigkeit von Regierungen, die Treffsicherheit medizinischer Diagnosen und kosten Unternehmen viele Millionen. Doch anders als den unter «Bias» bekannten systematischen Urteilsverzerrungen wurde den zufälligen, dem Noise, bislang noch kaum Beachtung geschenkt, geschweige denn etwas dagegen unternommen. Das Buch leistet hier echte Pionierarbeit – und liefert, neben einer ausführlichen Darlegung des Problems, die passenden Abwehrstrategien gleich mit.

Daniel Kahneman, Olivier Sibony und Cass R. Sunstein.
Noise: Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können.
Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt.
München: Siedler, 2021. 480 Seiten.