Studierende engagieren sich für ihr eigenes Lernen

Ein Projekt an der PH Zürich bietet den Studierenden die Möglichkeit, sich mit ihrem Lernprozess auseinanderzusetzen und den Dozierenden gezielt Rückmeldungen zum Lernangebot zu geben. Damit übernehmen die Studierenden Verantwortung für ihr eigenes Lernen und reflektieren gleichzeitig über das Lehren und Lernen.

Die Passung von Lernangebot und Nutzung des Angebots ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Damit die Lehrenden die Passung finden können, ist das Feedback der Lernenden unabdingbar. In einem Projekt der Ausbildung der PH Zürich für die Sekundarstufe I müssen sich die Studierenden aktiv mit der Frage auseinandersetzen, welche Faktoren ihr eigenes Lernen fördern beziehungsweise hindern. Dozierende nehmen dabei die Rückmeldungen der Studierenden als Anregung für ihren Unterricht auf. Auf diese Weise arbeiten alle Beteiligten im Hinblick auf erfolgreiche Lernprozesse zusammen und entwickeln den Unterricht gemeinsam weiter.

Pilotprojekt für Zwischenevaluation
Eine übliche Methode für die Evaluation von Lehrveranstaltungen sind Semesterbefragungen am Ende des Semesters. Dann ist es jedoch meistens zu spät, da die Ergebnisse nicht mit den Studierenden besprochen und Änderungen erst auf die nächste Durchführung hin geplant werden können. Um Feedback bereits in einer früheren Phase des Semesters einzuholen, hat die PH Zürich im vergangenen Jahr ein durch Mittel von swissuniversities gefördertes Pilotprojekt gestartet. Bei diesem wurden insgesamt sieben Veranstaltungen der Sekundarstufe I bereits während ihrer Durchführung evaluiert. Ziel der Methode Teaching Analysis Poll (TAP) ist es, unter Leitung einer neutralen Fachperson, etwa einer Dozierenden aus dem Bereich Hochschuldidaktik, eine Zwischenevaluation der laufenden Lehrveranstaltung vorzunehmen, um das Modul kurz- und oder auch langfristig weiterzuentwickeln. Dieser Zugang fördert das Engagement der Studierenden und die gemeinsame Reflexion über Lehren und Lernen. Auf Basis der Ergebnisse kann anschliessend die Lehrveranstaltung angepasst werden. Die Methode stösst bei Studierenden auf Zustimmung: «Ich fand es spannend, vor allem, weil das Feedback von einer externen Person eingeholt und auch in der Gruppe diskutiert wurde. Bisher war ich mir gewohnt, Feedback individuell zu geben und möglichst so, dass es eben nicht mit anderen Personen besprochen werden sollte», sagt Martina Landis, Quereinstieg-Studentin auf der Sekundarstufe I.

Reflexion über das Lernen
Bei der TAP-Methode befragt die neutrale Fachperson am Ende der Vorlesung während 30 Minuten die Studierenden zu lernförderlichen und lernhinderlichen Aspekten der Lehrveranstaltung sowie zu Verbesserungsvorschlägen. Nachdem die Inputs zusammengetragen und durch die Studierenden gewichtet wurden, bespricht sie die Ergebnisse mit dem oder der verantwortlichen Dozierenden. Einer der Dozierenden, der seinen Unterricht im Rahmen des TAP-Pilotprojektes evaluieren liess, ist Michael Hürlimann, Dozent für Geografie auf der Sekundarstufe I. Seine Studierenden brachten während der TAP-Evaluation im Fachdidaktik-Modul Geografie beispielsweise ein, in welchen Bereichen sie gerne zusätzliche Hilfestellungen hätten. Der Dozent konnte diese Themen aufnehmen und in weiteren Veranstaltungen auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen. «Als Dozent bin ich nicht allein für den Erfolg der Lehrveranstaltung zuständig. Es ist ein Miteinander», so Hürlimann. Studierende würden dazu angeleitet, sich Gedanken über ihr Lernen zu machen und sich zu überlegen, was sie zu ihrem Lernerfolg beisteuern können. Petra Weiss, Dozentin für Hochschuldidaktik und Leiterin des Pilotprojekts, sagt: «Mit dieser Methode werden unterschiedliche Perspektiven von Studierenden, aber auch von Studierenden und Lehrenden sichtbar gemacht. Diese Impulse sind wichtig, um eine Lernpartnerschaft aufzubauen.»

Ursprünge in den USA

Die Methode Teaching Analysis (TAP) stammt ursprünglich aus den USA und wird bereits länger in Deutschland angewendet. In der Schweiz ist sie an Hochschulen wie beispielsweise der Universität St. Gallen oder der Fachhochschule Nordwestschweiz im Einsatz. Die PH Zürich bietet die Methode nach der erfolgreichen Pilotierung für alle ihre Dozentinnen und Dozenten an.