Frank Brückel, Sie arbeiten seit über 16 Jahren im Bereich Schulentwicklung und mit Tagesschulen. Wann gelingt multiprofessionelle Zusammenarbeit?
Wenn man gegenseitiges Verständnis herstellen kann. Denn damit entsteht Vertrauen und Offenheit. Als Erfolgsgarant gerade in einem übervollen Arbeitsalltag gilt: miteinander reden, sich absprechen, Gedanken und Vorbehalte aussprechen, sich gegenseitig ernst nehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Wie geht man das am besten an?
Im ersten Schritt sollte geklärt werden, an welchen Schnittstellen es eine Zusammenarbeit braucht und welche Berufsgruppen beteiligt sind. In Kleinteams können gegenseitige Erwartungen einfacher geklärt werden als im gesamten Kollegium. Der beste Ansatz ist, dort zusammenzuarbeiten, wo es eine Zusammenarbeit braucht, bei gleichzeitig hoher berufsbezogener Autonomie. Je grösser diese ist, desto einfacher wird es gelingen, Arbeitsweisen zu etablieren, die für alle stimmen. Beispielsweise können im Unterricht andere Regeln gelten als beim Mittagessen oder in ausserunterrichtlichen Angeboten. Kinder und Jugendliche können gut mit unterschiedlichen Regeln umgehen. Wichtig ist jedoch, dass die beteiligten Erwachsenen voneinander wissen und einheitlich agieren.
Welche Grenzen sehen Sie für die multiprofessionelle Zusammenarbeit?
Ein ungleiches Verständnis der Arbeits- und Lernkultur kann zum Stolperstein werden. Auch müssen Rollen geklärt sein und unausgesprochene Vorbehalte aufgelöst, damit die multiprofessionelle Zusammenarbeit produktiv und zielorientiert verläuft. Und anspruchsvoll ist auch die Führungsspanne. Betreuungspersonen ticken anders als Lehrpersonen, super spezialisierte Personen haben andere Bedürfnisse als Ungelernte. Der Lösungsansatz ist geteilte Führung, also maximale Autonomie bei gleichzeitiger Abstimmung.