Forschung und Theorie zur Identitätskonstruktion hat sich oft einseitig auf sprachlich-narrative Aspekte der Identitätsarbeit fokussiert. Menschen produzieren biografische Sinnhaftigkeit und Kohärenz über Geschichten, die sie sich und anderen erzählen, aber auch über Bilder und Filme.
Die Arbeit von Michaela Kramer wird diesem Aspekt gerecht. Sie untersucht die identitäts- und biografiebezogenen Potenziale der Smartphone-Fotografie von Jugendlichen. Betont wird die Wichtigkeit von visueller Kompetenz – auch von Bildkritik als Teil von Medienkritikfähigkeit, z. B. wenn es um den mimetischen Umgang mit etablierten Körperbildern und Genderrepräsentationen geht. Medial verfügbare Körperdarstellungen werden bei der fotografischen Selbstaneignung reproduziert, erweitert, abgelehnt oder unterwandert. In diesem Sinne hat die Arbeit auch Relevanz für die schulische und ausserschulische (Medien-)Bildung.