Eine Frage, drei Antworten: Wie erstellen Sie die Sitzordnung?

Steven Stiz, Primarlehrer Schule Oberrieden

Ich habe letztes Jahr meine erste Stelle angetreten. Entsprechend viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, welche in einer Frage zusammengefasst werden können: Homo- oder heterogene Leistungspaare? Mithilfe vorgängiger Informationen erstellte ich eine provisorische Sitzordnung.

Die Native Speaker sassen neben in Deutsch starken Muttersprachlern. Dasselbe galt für Kinder, die schwach in Mathematik waren. Dadurch konnten die starken Kinder profitieren, indem sie ihr Wissen durch die Erklärungen unter Beweis stellten. Da ich im Unterricht verschiedene aktive Formate verwende, kommt es immer wieder zu Durchmischungen, sodass die Kinder auch als homogene Paare arbeiten können. Grundsätzlich behalte ich mir immer vor, einzelne Tische frei zu lassen. Sollte jemand unkonzentriert arbeiten, kann ich somit einen Sitzplatzwechsel vornehmen. Während der ersten Wochen haben sich dann Muster eingeschlichen, weshalb ich gewisse Veränderungen vornahm. Ein Kind, das sich von allem und jedem ablenken lässt, sass nun zuhinterst mit dem Pult zur Wand. Ein anderes, das ich ständig unter Beobachtung haben musste, sass nun direkt vor mir, ohne Chance, ungewünschtes Verhalten zu zeigen. Nach zwei Quintal halte ich an den heterogenen Paaren fest, wobei ich Kinder mit erhöhtem Förderbedarf eher in meiner Nähe halte.

Eva Busslinger, Kooperationsschulleiterin Schule Milchbuck

«Wo sitze ich?» Das ist nach den Ferien immer die erste Frage, wenn unsere Schülerinnen und Schüler ins Schulzimmer stürmen. Wir wechseln die Sitzplätze immer nach den Ferien. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler mit vielen verschiedenen Lernpartnerinnen und -partnern zusammenarbeiten können. Meistens teilen meine Stellenpartnerin und ich die Plätze ein, manchmal können die Schülerinnen und Schüler mitentscheiden. Wir beachten folgende Kriterien: Wer hat besondere Bedürfnisse und braucht deswegen einen speziellen Platz? Welche Lernenden arbeiten gut zusammen? Wer könnte wen gut unterstützen? Manchmal bedauern einige Jugendliche, dass sie nicht neben ihren Freundinnen und Freunden sitzen können. Es gab aber auch schon schöne Überraschungen: Einmal setzten wir zwei nebeneinander, die es nie gewagt hätten, von sich aus zusammenzusitzen; sie verliebten sich und waren die ganze Schulzeit ein Paar.

Lena Aerni, Mitglied Geschäftsleitung Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband

Die Sitzordnung erstelle ich immer wieder anders – abhängig von der Klasse. Seit einigen Jahren priorisiere ich eine freie Platzwahl. Zentral ist, dass die Kinder dabei einen aktiven Part haben. Die Sitzordnung beeinflusst die Gestaltung eines Schulzimmers immens. Ich bin überzeugt, dass der Raum als dritter Pädagoge mir in meinem Alltag helfen kann. Die beste Erfahrung war, als ich mich mit den Kindern hingesetzt, ihnen Kärtchen des Mobiliars zur Verfügung gestellt und mit ihnen diskutiert habe, was sie zum Lernen für Plätze brauchen. Anschliessend hatten sie Zeit, gemeinsam auszuhandeln, was wohin kommt, und um das Zimmer umzustellen. Das Resultat konnte sich sehen lassen – selten hatten die Kinder und ich so viel Freude am Schulzimmer. Selbstwirksam den eigenen Lernraum zu gestalten ist deshalb unerlässlich.