Einigen mag das neue Gesicht auf dem Campus bekannt vorkommen: Haiyad Abdullahi, die im September das Studium auf Kindergarten- und Unterstufe begonnen hat, arbeitet nebenbei als Model. Als Botschafterin der Apfelsorte Pink Lady ist sie zum Beispiel in einem Werbespot am Schweizer Fernsehen sowie auf diversen Social-Media-Kanälen zu sehen. Auch für Marken wie Calida und Dior war sie schon im Einsatz. Und kürzlich hat sie einen Auftrag erhalten vom Start-up Planted, das Fleischersatz-Produkte herstellt. Das Modeln hat Abdullahi nicht selber gesucht. Es war eine Kollegin, die sie dazu ermutigte. «Eigentlich bin ich eher scheu und habe Angst vor Ablehnung», sagt die 25-Jährige. Kürzlich sagte man ihr bei einem Casting, es wäre gut, wenn sie zwei bis drei Kilogramm abnehmen würde. «Noch vor zwei Jahren hätte mich eine derartige Aussage extrem verunsichert. Heute bin ich zufrieden mit meinem Körper. Ich esse und lebe, wie es mir passt.»

Dass sie aus 150 Bewerberinnen für Pink Lady ausgewählt wurde, hat die Zürcherin überrascht. Sie ging davon aus, dass für die Apfelsorte aus dem Thurgau eher eine typisch aussehende Schweizerin gesucht würde. Doch in letzter Zeit treffe man auch in der Werbung mehr Diversität an, stellt sie erfreut fest. Als angehende Lehrerin möchte sie auch die Kinder für Themen wie Verschiedenheit sensibilisieren und mit ihnen besprechen, wie sich Mobbing und Diskriminierung verhindern lassen. Abdullahi ist in einer Grossfamilie aufgewachsen. Ihre Eltern stammen aus Somalia. Sie selber war aber nur ein einziges Mal dort: Vor sechs Jahren besuchte sie ihre Grossmutter. «Das war ein sehr emotionales Erlebnis», blickt sie zurück. «Das Land war mir einerseits fremd und doch irgendwie vertraut wie ein Stück Heimat.» Bis vor Kurzem arbeitete Abdullahi als Fachfrau Betreuung und bereitete sich danach im Vorkurs auf das Studium vor. Neben dem Modeln übt sie diverse Teilzeitjobs aus, um die gemeinsame Wohnung mit ihrem Freund und den zwei Katzen zu finanzieren. «Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt», sagt Haiyad Abdullahi. «Besonders auch auf den Gitarrenunterricht.»