Auf einer Oberflächenstruktur lautet die Antwort: Während meiner Arbeitszeit bin ich – ortsunabhängig – im Beruf. Während dieser Zeit stehe ich im Dienst der PH Zürich, die mich dafür sehr gut entlöhnt. «Im Dienst stehen» bedeutet für mich zum einen, dass ich meinen Auftrag und meine Aufgaben zuverlässig erledige.
Zum anderen bedeutet es, die verschiedenen Erwartungen an meine Stelle, meine Position und den damit verbundenen Status in der Organisation wahrzunehmen und sie mit meinen Möglichkeiten zu erfüllen. Das heisst, ich muss meine Werthaltungen, Wünsche, Neigungen, Fähigkeiten, Ambitionen immer wieder mit dem vereinbaren, was mir seitens der Mitarbeitenden, Vorgesetzten und der Organisation insgesamt entgegenkommt. Das ist eine Herausforderung, die mich als Gestaltungs- und Entwicklungsaufgabe interessiert, manchmal aber auch sehr anstrengt. Darum bin ich dankbar, dass ich als Partnerin, als Freundin, als Tochter, als Schwester, als Tante, als Nachbarin usw. ein reiches Leben abseits des Beruflichen habe. In der Tiefenstruktur lautet die einfache Antwort: Wo immer ich bin, versuche ich vollkommen präsent und möglichst in der Balance zu sein. Das ermöglicht Leichtigkeit.
Mein Beruf als Schulleiterin macht mir sehr viel Freude. Weil ich glücklich bin bei der Arbeit, brauche ich mich in der Freizeit weniger zu erholen. Was mir hilft, Privat- und Berufsleben zu trennen, ist mein Arbeitsweg. Jeden Tag fahre ich mit meinem E-Bike von meinem Wohnort Affoltern am Albis nach Zürich. Diese 45-minütige Fahrt ist Gold wert: Ich kann den Kopf durchlüften, komme morgens fit bei der Arbeit an und abends kann ich auf dem Nachhauseweg den Tag verarbeiten. Am Wochenende arbeite ich nur dann, wenn Lehrpersonen sich krankmelden und ich für sie eine Stellvertretung suchen muss. Unsere Mitarbeitenden stören mich an den Wochenenden nur, wenn es etwas ganz Wichtiges ist, das schätze ich sehr. Schule funktioniert auch ohne uns, wir sollten uns nicht zu wichtig nehmen. Wir Schulleitende sind als Vorgesetzte Vorbilder und brauchen nicht 24/7 verfügbar zu sein. Auch wir haben ein Privatleben und sollten ihm Sorge tragen.
Vor meinem Studium an der PH Zürich machte ich eine KV-Ausbildung und arbeitete einige Jahre als Assistentin in einer Anwaltskanzlei. Dort konnte ich nach meiner Arbeitszeit aus dem Büro laufen und total abschalten. Als Lehrerin ist dies nicht so einfach. Viele Situationen in der Schule, sei es mit den Schülerinnen und Schülern, mit den Eltern oder mit dem Team, beschäftigen mich auch noch nach der Schule im Privatleben. Ich musste lernen, in der Freizeit abzuschalten und mich auf andere Dinge zu fokussieren. Dabei hilft es mir, das Schulhandy nach 18 Uhr auszuschalten und meine Schulmails erst am nächsten Arbeitstag wieder zu lesen. Mein Hobby hilft mir ebenfalls, einen Ausgleich zum Berufsalltag zu finden. Ich bin im Fussballclub meiner Wohngemeinde im Vorstand tätig und trainiere dort eine Frauenmannschaft. Auch ist es mir wichtig, Zeit mit der Familie und meinen Freunden zu verbringen.