Selbstorganisiertes Lernen wird immer beliebter. Während die Schülerinnen und Schüler in einigen Schulen bereits einen grossen Teil der Lektionen in Lernlandschaften selbstständig bearbeiten, werden anderswo immerhin einige Wochenstunden für diese Unterrichtsform reserviert. Der Lehrplan 21 misst Kompetenzen wie Selbstregulation, Selbstständigkeit und Lernstrategien eine wichtige Bedeutung zu. Diese dienen als Schlüssel zum lebenslangen Lernen. In seiner Masterarbeit hat sich Lukas Benz deshalb mit Selbstregulation und Lernstrategien befasst. Bereits als Student hatte er an der Oberstufe Wädenswil vikarisiert, wo die Schülerinnen und Schüler in Lernlandschaften arbeiten. Rund ein Drittel der Zeit lernen sie an persönlichen Arbeitsplätzen mit Wochenplänen und Lerntagebüchern. Mit diesem Ansatz will die Schule die Selbstständigkeit und Motivation der Jugendlichen fördern sowie ihrer Individualität gerecht werden.
Lukas Benz ist von diesem Unterrichtsstil überzeugt. Doch er hat erkannt: Damit sämtliche Lernenden teilnehmen können, brauchen sie viel individuelle Unterstützung. «Viele wollen gleich anfangen, statt sich zuerst Strategien zu überlegen», sagt er. Nötig seien Fähigkeiten zur Selbstregulation. Dies bedeutet, eine Schlaufe zu durchlaufen, in welcher der Arbeitsprozess laufend evaluiert und bei Bedarf angepasst wird. In einer Sek-A-Klasse hat der Student die Lernstrategien anhand einer komplexen Aufgabe untersucht: Es galt, den Kameradinnen und Kameraden ein selbst gewähltes Buch vorzustellen. Das am besten präsentierte Buch wurde in einem Lesezirkel besprochen. Die Teilnehmenden erhielten Leitfragen, die sie in verschiedenen Phasen des Arbeitsprozesses anregten, laut zu denken und ihre Ideen schriftlich festzuhalten. Zu Beginn hatten sie zum Beispiel darzulegen, was sie mit ihrer Präsentation erreichen wollten, welche Teilaufgaben anstehen und wie sie an diese herangehen. Im Nachhinein reflektierten sie ihr Vorgehen. Sie verglichen ihren Plan mit der tatsächlichen Umsetzung und folgerten daraus, was gut funktionierte und was weniger. Der Verfasser analysierte darauf die Lernjournale, wobei er die prä- und postaktionalen Phasen miteinander verglich. Zudem betrachtete er die Strategien in Bezug auf das Vorgehen und versuchte, allfällige Geschlechterunterschiede ausfindig zu machen. Mittels Codier-Leitfaden ordnete er die von den Jugendlichen in eigenen Worten beschriebenen Strategien verschiedenen Kategorien zu – darunter etwa Aufgabenverständnis, Strukturierung des Materials, Planung und Gestaltung, Üben, Überprüfen und Nachjustieren sowie Überarbeiten.
Die Masterarbeit von Lukas Benz hat den diesjährigen Studienpreis der Stiftung Pestalozzianum erhalten. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema sei ihm noch bewusster geworden, wie wichtig es ist, den Arbeitsprozess zu visualisieren und die Schülerinnen und Schüler zum expliziten Formulieren von Strategien anzuregen, sagt der 28-Jährige, der mittlerweile eine Sek-B-Klasse unterrichtet. «Speziell zu Beginn braucht es ein geführtes Arrangement.»