Der Verein Alumni PHZH hat sich neu erfunden. Er bietet seit diesem Sommer eine Plattform an, auf der seine Mitglieder Ideen und Material tauschen können. Mit attraktiven Angeboten verfolgt der Verein ambitionierte Ziele: 3000 Mitglieder will er in fünf Jahren zählen.
Ehemaligenvereine grosser universitärer Hochschulen zählen tausende Mitglieder, sind professionell geführt und operieren mit Millionenbudgets. Prestige und der Zugang zu hochkarätigen Business- und Wissenschaftsnetzwerken führen zuverlässig Mitglieder in ihre traditionsreichen Vereine. Solche Motive entfallen für Abgängerinnen und Abgänger von Pädagogischen Hochschulen weitgehend und selbst wenn sie aus anderen Gründen gerne einem Alumniverein beitreten möchten: nur gerade an vier Hochschulen – darunter die PH Zürich – hätten sie gegenwärtig Gelegenheit dazu. Was diese Zahl nicht einfängt, sind die zahlreichen gescheiterten Ehemaligenvereine, von denen auch die PH Zürich zwei zu verzeichnen hat.
«Wir wussten, dass es schwierig wird», sagt Manuel Juon, Vorstandspräsident des 2018 gegründeten Vereins Alumni PHZH, «aber wir wussten auch, dass wir es mit unserem Vorstand schaffen können, einen zukunftsfähigen Verein aufzubauen.» Wie das gelingen kann und wie sehr sich das heutige Vereinsmodell vom ursprünglichen unterscheidet, überrascht aber selbst ihn.
Aufbau, Besinnung und Neuaufbau
Über 100 Mitglieder konnte der fünfköpfige Vorstand in den ersten zwei Jahren gewinnen. Doch das Vereinsleben kam nicht erwartungsgemäss in Schwung und die Anlässe, die sie mit grossem Engagement neben ihren hohen Pensen als Berufseinsteigende organisierten, erhielten nicht den erhofften Zulauf. Der Wind in den Segeln des Vorstands begann allmählich ab- und die Ratlosigkeit zuzunehmen. Wie kann es gelingen, die Bedürfnisse von ehemaligen Studierenden aufzufangen, die die PH Zürich mit einem von über 60 verschiedenen Aus- und Weiterbildungsdiplomen verlassen haben? Welche Mehrwerte machen eine Mitgliedschaft für die frischgebackene Kindergarten- und die altgediente Berufsschullehrerin, die 60-jährige Schulleiterin und die 35-jährige Hochschuldozentin gleichermassen lohnend? Ab Anfang 2020 wurden Veränderungen unausweichlich.
Zwischen Frühjahr und Herbst letzten Jahres begab sich das Führungsteam in einen intensiven Weiterentwicklungsprozess. Während über 200 Stunden wurden die Stärken und Schwächen des Vereins sowie die Chancen und Risiken im Markt erhoben, Strategien entwickelt, ein neues Geschäftsmodell sowie eine Planung für die kommenden fünf Jahre erarbeitet. Im Lauf des Prozesses wurde auch klar, dass der Verein mit den bestehenden Personal-, Geld- und Knowhow-Ressourcen nicht wie geplant wachsen kann. Mit dem neuen Businessplan im Gepäck ging der Vorstand deshalb zunächst auf Partnersuche. Mit Erfolg: Die PH Zürich unterstützt den Verein mit zusätzlichem Startkapital und stellt ergänzendes Knowhow zur Verfügung. Die Gesellschaft Pestalozzianum übernimmt die Leistungen der Geschäftsstelle, bis sie der Verein aus den Mitgliedereinnahmen selbst finanzieren kann.
Neue Struktur und neue Angebote
Im Gegensatz zu früher verfügt der Alumniverein neu über eine föderale Struktur und integriert seine Mitglieder über Untergruppen in den Verein. In diesen sogenannten Chapters sind jeweils jene vereint, die in ihren Bildungseinrichtungen auf derselben Stufe oder in derselben Funktion arbeiten. Die Aktivitäten der Chapters werden von einer oder mehreren Leitungspersonen moderiert und organisiert. Weiter können die Mitglieder Clubs mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten beitreten oder gleich selbst welche gründen. Ein Vespa-Club wurde bereits ins Leben gerufen, ein LGBTQI-Club ist im Aufbau.
Das Herzstück des Vereins ist eine neugeschaffene Online-Plattform, auf der sich Mitglieder in Chapter-Foren zu Fragen des Berufsalltags austauschen oder reale Treffen mit anderen Alumni organisieren können. Im niederschwelligen Peer-to-Peer-Austausch mit Berufskolleginnen und -kollegen identifizierte der Vorstand eine Marktlücke, auf der sie als PH-Alumniverein einen bedeutenden und einzigartigen Nutzen für ihre Mitglieder aufbauen können. «Es gibt so viele grossartige Ideen, die die Schulzimmer und -häuser leider nie verlassen», sagt Manuel Juon. «Auf unserer Plattform können diese abgefragt, geteilt und für alle nutzbar gemacht werden.» Zwar würden auch Schulteams ähnliche Bedürfnisse abdecken, doch diese hätten auch Grenzen, ist Juon überzeugt. Gerade für Berufseinsteigende sowie für Berufsleute, die in kleinen Teams oder in ihrer Funktion alleine arbeiten, könne ein schulübergreifendes Netzwerk von grossem Wert sein.
Aktive Mitglieder gesucht
«Wir sind startbereit und zuversichtlich für die Zukunft des Vereins», sagt Präsident Juon. In kurzer Zeit gelang es ihnen, für alle Stufen der Volksschule, die Berufsfachschulen und erste Chapters von CAS-Absolventinnen und -absolventen engagierte Führungspersonen zu gewinnen. Weiter konnten sie ihren Vorstand personell erweitern und auch die digitale Plattform ist mit Ausnahme kleinerer Kinderkrankheiten bereits voll funktionsfähig. «Was wir nun am dringendsten brauchen, sind Mitglieder, die aktiv am Vereinsleben teilnehmen», appelliert Manuel Juon, «denn je mehr wir sind, desto grösser ist der Nutzen einer Mitgliedschaft für alle.» Ab einer gewissen Mitgliederzahl werde es sich so verhalten wie am Bunten Abend im Skilager, hofft der Präsident: «Bis die ersten auf der Tanzfläche sind, dauert es lange. Hier sind mutige Pionierinnen und Pioniere gefragt. Nachdem sie aber ein Drittel voll ist, ist sie im Nu ganz voll und alle kommen auf ihre Kosten.»