Quereinstieg – das Erfolgsmodell feiert seinen 10. Geburtstag

Seit 10 Jahren gibt es an der PH Zürich die Möglichkeit, sich berufsintegriert zur Lehrperson ausbilden zu lassen. Die Quereinstieg-Studiengänge wurden damals konzipiert, um den drohenden Mangel an Lehrpersonen aufzufangen. Ein Fazit über eine Erfolgsgeschichte.

Im Sommer 2010 lagen besorgniserregende Prognosen vor, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Zürcher Volksschulen bis 2025 um über 20 Prozent zunehmen und gleichzeitig ein Drittel der Lehrpersonen in Rente gehen würde – ein Mangel an Lehrpersonen zeichnete sich ab. Die Bildungsdirektion beauftragte deshalb die PH Zürich, Studiengänge für Quereinsteigende mit Start im Frühjahr 2011 zu entwickeln.

Hohe fachliche Anforderungen
Das Projektteam an der PH Zürich war im Sommer 2010 gefordert, unter grossem Zeitdruck Studiengänge zu entwickeln, die die sehr hohen Anforderungen punkto Inhalt und Qualität mit den Bedürfnissen von berufserfahrenen Quereinsteigenden in Einklang bringen. Ein Hochschulabschluss, mehrjährige Arbeitserfahrung und ein Alter über 30 Jahre wurden als Eintrittsbedingungen festgelegt. Diese Bestimmungen haben bis heute Bestand, genauso wie die Grobstruktur des Studiums. Je nach Studiengang folgt auf ein halb- oder ganzjähriges Vollzeit- oder Teilzeitstudium eine ein- bis zweijährige berufsintegrierte Phase, während der die Studierenden bereits in bezahlten Anstellungen in Teilzeitpensen unterrichten. Daneben im Studium die Leistungsnachweise in, je nach Schulstufe, vier bis sieben Fächern zu erfüllen, ist eine Herausforderung.

Das Ausbildungsmodell der PH Zürich wurde zum Vorbild für weitere Quest-Studiengänge an anderen Pädagogischen Hochschulen. Die Nachfrage ist bis heute gross: Aktuell sind über 400 oder rund 15 Prozent der Studentinnen und Studenten in den Studiengängen Kindergarten- und Unterstufe, Primarstufe und Sekundarstufe I als Quereinsteigende an der PH Zürich eingeschrieben. Über 1000 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger haben mittlerweile die PH Zürich mit einem Diplom in der Tasche verlassen.

Frühe Berufsintegration ist anspruchsvoll
Das Konzept ist jedoch für alle Beteiligten sehr anspruchsvoll, wie Beatrice Bürgler, Studiengangleiterin der Sekundarstufe I bestätigt: «Nach nur einem Jahr Ausbildung werden Quereinsteigende als Lehrpersonen teilzeitlich zu einem Teil des Kollegiums, übernehmen schulhausspezifische Aufgaben, führen Elterngespräche und übernehmen Verantwortung als Lehrperson.» Zu einem frühen Zeitpunkt im Studium würden bereits viele spezifische Kompetenzen eingefordert. Eine weitere Herausforderung sei die Heterogenität der Studierenden, die im Studiengangdesign berücksichtigt werden müsse. «Die Teilnehmenden bringen unterschiedliche Kenntnisse, Lebensläufe und Lebensumstände mit», so Bürgler.

Auch Markus Rentsch, langjähriger Studiengangleiter auf der Kindergarten- und Unterstufe macht Quest-Interessierte immer auf die hohe zeitliche Belastung aufmerksam. Die Mehrfachbelastung durch Studium und Beruf sei oft gross, insbesondere weil viele Studierende ab 30 Jahren häufig auch familiär stark gefordert seien. «Wenn etwa während des Präsenzunterrichts oder eines Praktikums die eigenen Kinder krank sind, kann es zu Zielkonflikten kommen», so Rentsch.

Anhaltendes Interesse
Die Quest-Studiengänge waren ursprünglich bis 2017 befristet. Als diese Frist vor vier Jahren auslief, war jedoch klar, dass man sie ohne zeitliche Einschränkung weiterführt. Quereinsteigende sind im Schulfeld und an der PH Zürich inzwischen überaus geschätzt und längst unverzichtbar geworden. Die Quest-Lehrdiplome der PH Zürich sind mittlerweile EDK-anerkannt und berechtigen in der ganzen Schweiz zum Unterrichten. Auch das Interesse am Studiengang bleibt ungebrochen hoch: Im April 2021 haben sich 171 neue Quest-Studierende immatrikuliert; 25 Prozent mehr als im Vorjahr.

Anmerkung: Dieser Text wurde gegenüber der Print-Ausgabe aktualisiert.

Quereinstiegsstudierende an der PH Zürich

2011 2015 2017 2020
254 555 327 410