Das Buch «Kompetenzorientiert beurteilen», eine Kooperation der Pädagogischen Hochschulen Zürich, Zug und Luzern, bietet Lehrpersonen eine Orientierungshilfe für eine kompetenzorientierte Beurteilungspraxis. Neben einer didaktischen und lernpsychologischen Einführung enthält das Buch pro Zyklus drei fachdidaktische Beiträge mit Unterrichtsbeispielen, die aufzeigen, wie Lehrpersonen mit vielfältigen Beurteilungssituationen ihren Unterricht und die Beurteilung aufeinander abstimmen können. Nachfolgend werden drei Beispiele aus dem Buch vorgestellt.
Zyklus 1: früher – heute
In einer Kindergartenklasse sollen die Kinder «Zeit, Dauer und Wandel erleben», wie dies im Lehrplan 21 gefordert wird. Im Unterricht werden dafür verschiedene Erlebnisse und Produkte geschaffen, die eine kompetenzorientierte Beurteilung ermöglichen. Die Kinder lernen etwa spielerisch mit Fotos, wie früher Uhren, Autos und Fahrräder aussahen, betrachten mit Lupen historische Alltagsgegenstände wie etwa ein altes Bügeleisen und halten ihre Erkenntnisse auf einem Leporello fest. Zudem führen sie ein Zeitzeugeninterview mit einer Person aus der Generation ihrer Grosseltern und erzählen danach der Klasse davon. Die Lehrperson stützt ihre Beurteilung auf Produkte wie das Leporello und Beobachtungsprotokolle. Die Lehrperson beurteilt, ob die Kinder typische Objekte und Merkmale bestimmten Zeitabschnitten wie «die Zeit, als unsere Grosseltern Kinder waren», begründet zuordnen und ob sie eine eigenständige Befragung durchführen können.
Zyklus 2: Seilspringen
In einer Mittelstufenklasse wird im Sportunterricht die Seilsprung-Kompetenz gefördert. Die Schülerinnen und Schüler sollen zu zweit eine Bewegungsfolge mit vorgegebenen Tricks und weiteren, freien Elementen gestalten und am Ende der Unterrichtseinheit aufführen. Dabei geht es um die individuelle Seilsprungtechnik, das Erlernen neuer Tricks, aber auch um das Miteinander und um Auftrittskompetenzen. Anhand bestimmter Beurteilungskriterien wie dem korrekten Seilschwung aus dem Handgelenk oder dem kurzen Auftreten auf dem Boden geben sich die Kinder beim Üben gegenseitig regelmässige Feedbacks. Zudem filmen die Schülerinnen und Schüler sich selbst und analysieren diese Videos anschliessend. Die Lehrperson beurteilt die Präsentationen vor der Klasse schliesslich anhand derselben Kriterien.
Zyklus 3: Fake News
Im Fach Medien und Informatik behandelt eine Lehrperson mit einer Oberstufenklasse das Thema Fake News. In der Unterrichtsreihe lernen die Schülerinnen und Schüler unter anderem, wie sie Fake News erkennen können. Um zu beurteilen, ob sie das erarbeitete Wissen aktiv für die eigene Mediennutzung und -produktion einsetzen können, sollen sie in Dreiergruppen selbst täuschend echte Fake News produzieren. Zudem reflektieren sie den Entstehungsprozess gemeinsam in einem Audiokommentar. Die Lehrperson beurteilt anhand von zuvor im Unterricht behandelten Kriterien – etwa ob der Text reisserisch und emotional ist –, wie überzeugend die Ausarbeitung der Falschmeldung gelungen ist. Anhand des Audiokommentars kann sie zudem beurteilen, ob die Gruppe ihre Entscheidungen auf Fachwissen gestützt reflektieren und begründen kann. Anschliessend bespricht sie ihre Beurteilung mit der Gruppe.