Heute kommt Lille zu spät zur Schule: Ihr Fahrrad liegt begraben unter einem grauen Ungeheuer, das sich über Nacht in ihren Garten verirrt hat. Als hätte sie auf seine Ankunft gewartet, geht sie offen und neugierig auf den Riesen zu. Der Pottwal antwortet launisch, doch Schritt für Schritt beginnt er von seinem reichen Leben im Meer zu erzählen.
Mit dem Erzählen wächst aber auch, ausgelöst von einem heftigen nächtlichen Regenfall, sein Heimweh. Der Pottwal beginnt langsam zu schrumpfen. Am Ende kann Lille ihn in einem Eimer auf dem Fahrrad zurück ins Meer bringen. Wenn unsere Seelen Gärten sind, hat Sabine Rufener eine Mut machende Metapher der Selbstheilung geschaffen: Wenn wir angstfrei auf die Pottwale in uns zugehen und uns ihrer Gegenwart stellen, schrumpfen sie mit der Zeit. Zurück bleiben Muscheln und ein Seestern. Sabine Rufener erzählt diese eindringliche, fast märchenhafte Geschichte in grossen gründunklen Bildern, in die immer häufiger die Lichtstrahlen fallen.