Grenzüberschreitung Intimsphäre

Janine L. Eberle ist Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich.

Familienplanung. Diese Thematik fällt neuerdings in die Kategorie beiläufige Alltagsgespräche. Junge Frauen tauschen vermehrt Geschichten dazu aus. Eine erzählt von Fragen nach der möglichen Religionszugehörigkeit des Partners, nachdem sie ihre Verlobung erwähnt hatte. Clash von Wertvorstellungen. Diese Stigmatisierung von sogenannt konservativen Beziehungsmustern wird mit der Folgefrage «Gründeder denn bald e Familie?» verstärkt. Oder ob man denn heiraten müsse, weil Nachwuchs erwartet wird?!

Warum wird mit diesem sensiblen Thema in unserer Gesellschaft so «frei Schnauze» umgegangen? Anscheinend hört dies auch nach dem ersten Kind nicht auf. Sofort die Frage: «Gits bald es Gschwüsterli?» Ich persönlich kann gut damit umgehen, dennoch nervt es, gefragt zu werden, ob ich schwanger sei. Diese Frage ist immer unangebracht. Keine Frau soll sich – gerade in Zeiten von Bodypositivity für ihren Körper rechtfertigen müssen. Frau kann ein wenig zugenommen haben, der Kinderwunsch bleibt unerfüllt, die Schwangerschaft ist bestätigt, doch läuft einiges schief und ähnliche Gründe können Unsicherheiten hervorrufen, wie auf solche Fragen zu reagieren sei. Die Familienplanung und der eigene Körper dürfen keine Angriffsfläche sein und sollen respektiert werden. Ja, ich, 26, verheiratet, Vollzeitstudentin, werde wohl irgendwann Mama sein. Das ist aber meine Entscheidung, nicht Gegenstand von Smalltalk.