Viel Bewegung bei der Berufsmaturität

Die Berufsmaturität soll für die Betriebe attraktiver werden: Eine Schülerin und ein Schüler einer Zürcher KV-Klasse.

Die Schweizer Berufsbildung gilt als Erfolgsmodell schlechthin. Rund zwei Drittel der Jugendlichen treten hierzulande nach Abschluss der Sekundarstufe I in eine Berufslehre ein. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen erfordern aber auch hier laufend neue Ideen und Innovationen. In welche Richtung diese Entwicklungen gehen, ist Thema einer aktuellen Veranstaltungsreihe der PH Zürich in Zusammenarbeit mit der Table Ronde Berufsbildender Schulen.

An insgesamt vier Anlässen werden verschiedene Aspekte rund um die Zukunft der Schweizer Berufsbildung beleuchtet. Am ersten Abend Ende März stand das Thema Berufsmaturität im Fokus. «In diesem Bereich ist zurzeit einiges in Bewegung», sagt Markus Maurer, Professor für Berufspädagogik an der PH Zürich und Co-Verantwortlicher der Themenreihe. Hintergrund der Entwicklungen ist der wachsende Druck auf die sogenannte Berufsmaturität 1. Diese wird von den Lernenden berufsbegleitend absolviert und qualifiziert dazu, eine weiterführende Ausbildung an einer Fachhochschule in Angriff zu nehmen. Für einige Branchen ist dieser Weg aktuell zu wenig attraktiv. Absolvieren Lernende die Berufsmaturität 1, stehen sie den Betrieben je nach Beruf nämlich aufgrund der schulisch bedingten Abwesenheit an mehreren Tagen pro Woche nicht zur Verfügung. Zudem hätten Betriebe teilweise kein Interesse daran, wenn die Lernenden nach Abschluss der Lehre in eine Fachhochschule eintreten, so Markus Maurer. «Insbesondere das Gewerbe setzt auf andere Weiterbildungen wie etwa eine Meisterausbildung, und dafür braucht es nicht unbedingt eine Berufsmaturität.»

Aktuell versuchen hier verschiedene Berufsfachschulen mit innovativen Modellen Gegensteuer zu geben. Lea Gnos, Leiterin Ressort Berufsmaturität in der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung Kanton Luzern, stellte an dem Anlass das im Kanton Luzern erprobte Modell vor. Hier starten die künftigen Lernenden mit der Berufsmaturität 1 bereits im letzten Jahr der Sekundarstufe I, was zu einer schulischen Entlastung während der Berufslehre führt. Weitere Inputs zur Thematik trugen Andres Bischoff, Prorektor am KV Zürich, Beat Deola, Leiter der Berufsmaturitätsschule an der Berufsbildungsschule Winterthur, sowie Jakob Kost, Forschungsbeauftragter PH Bern, bei. Die nächste Austragung der Reihe findet am 17. Juni unter dem Titel «KV 2022: Reform der kaufmännischen Grundbildung» statt.