
Hannah Arendt ist der Öffentlichkeit vor allem bekannt als rauchende, mit Männern diskutierende Intellektuelle. Wer aber war Arendt privat? Wie lebte und arbeitete sie zwischen der Flucht vor der NS-Diktatur, dem Leben in den USA und den Reisen ins Tessin? Davon erzählt dieser literarisch hochstehende Roman von Hildegard Keller.
In Was wir scheinen sind wir als Leserinnen und Leser ganz nah an der Figur Arendt dran. Keller zeichnet ihre Protagonistin als starke und sensible Frau, die ihre Art, frei zu denken, hochhält, auch wenn sich enge Freunde nach dem Erscheinen ihres Eichmann-Buchs von ihr abwenden. Keller hat aus Briefen, Gedichten und Archivdokumenten einen dichten, in Rückblenden erzählten Roman geschrieben, in dem an Arendts Seite das Who is Who der westlichen Intelligenzia des 20. Jahrhunderts in Erscheinung tritt. Der Autorin gelingt es, Arendt nicht nur als Philosophin und Publizistin, sondern als Mensch fassbar zu machen.