Ich schaue mal kurz in meine Agenda

Jacqueline Makrucki ist Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich.

«Hättest du heute Nachmittag spontan Zeit für einen Kaffee?» Nach einem kurzen Blick in meine Agenda stelle ich ernüchtert fest – nein, habe ich nicht. «Spontan» ist ein Begriff, für den ich in meinem Leben nur wenig Zeit, ähm ich meine, keinen Platz in meiner vollgeschriebenen Agenda habe.

Manchmal frage ich mich wirklich, wie einige Leute es schaffen, Spontaneität in ihrem Alltag zu integrieren (oder tatsächlich einzuplanen). Ich kann ja wohl nicht ernsthaft damit anfangen, Spots namens Spontaneität in meiner Agenda zu blockieren. Und wenn ja – welcher der sechs Kategorien in meiner digitalen Agenda würde ich diese überhaupt zuordnen?

Und es ist ja nicht so, als läge das alles nur an mir. Ein Prachtbeispiel der allgemein verbreiteten Planungsliebe (welch wunderschöner Euphemismus für mangelnde Spontaneität!): Neulich wurde ich von einer Kollegin darum gebeten, einen Doodle für ein grosses Abendessen auszufüllen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich den Link öffnete: Mir sprangen doch tatsächlich mindestens zwanzig mögliche Daten während der kommenden zwei Monate entgegen.

Die Ironie: Wir fünfzehn Freundinnen und Freunde schafften es doch wirklich nicht, auch nur ein einziges gemeinsames Datum zu finden! Vor lauter Aufregung wäre ich fast auf die unglaublich verrückte Idee gekommen, spontan einen Kaffee trinken zu gehen.

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