Den Bezug der persönlichen Lehre zur Schulpraxis stärken

Im Rahmen des vom Bund geförderten Projekts zum sogenannten doppelten Kompetenzprofil, das Kenntnisse der wissenschaftlichen Praxis und der Praxis des Berufsfelds vereint, erhalten Dozierende an pädagogischen Hochschulen die Gelegenheit, den Berufsfeldbezug ihrer Tätigkeit zu stärken. Die PHZH-Dozentin Giulia Schlaepfer hat das Programm absolviert – und viele wertvolle Erfahrungen gemacht.

Giulia Schlaepfers berufliches Steckenpferd ist das Thema Auftrittskompetenz. Seit rund elf Jahren unterrichtet sie darin sowohl Studentinnen und Studenten an der PH Zürich als auch Lehrpersonen der Volksschule. Zusätzlich ist sie in dem Bereich auch privat als Coach für Berufsleute aus ganz unterschiedlichen Branchen tätig. Trotz ihres grossen Erfahrungsschatzes bildet sie sich immer wieder zu verschiedenen Themen weiter. Deshalb zögerte sie keinen Augenblick, als sie die Gelegenheit erhielt, an dem Angebot «Den Berufsfeldbezug stärken!» im Rahmen des Projekts «Doppeltes Kompetenzprofil» teilzunehmen. Das Angebot wird in diesem Jahr in einen CAS-Studiengang überführt. Die erste Durchführung startet im 2021.

Auftrittskompetenz im Fokus Giulia Schlaepfer ist ausgebildete Schauspielerin und verfügt über keine Ausbildung zur Lehrperson. «Das Weiterbildungsangebot bot mir die Gelegenheit für einen vertieften Einblick in das Schulfeld», sagt sie. Im Sommer 2019 hat sie die Weiterbildung begonnen und wird sie im kommenden November beenden. Neben Modulen zu Themen wie Bildungssystem Schweiz, Methodik, Profession oder Unterricht besteht die Weiterbildung aus einer Feldarbeit. Dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in dem Projekt die freie Wahl beim Thema der Feldarbeit gelassen wird, fand Giulia Schlaepfer zunächst herausfordernd: «Die Leitenden haben mich dabei aber sehr gut unterstützt», sagt sie.

Letztlich entschied sie sich dazu, ihre Erfahrung im Bereich der Auftrittskompetenz in das Projekt einfliessen zu lassen. Sie wollte dabei untersuchen, wie gut der Transfer des an der PH Zürich an die Studierenden vermittelten Wissens in deren Berufstätigkeit einfliesst. Dazu beobachtete sie ihre ehemaligen Studierenden im Rahmen von verschiedenen Praktikumseinsätzen und untersuchte, ob und wie ihre eigene Lehre umgesetzt wurde. Zusätzlich führte sie mit den Studentinnen und Studenten Interviews. Dabei wollte sie herausfinden, wie gut sich ihre Beobachtungen mit den persönlichen Einschätzungen der Studierenden hinsichtlich ihrer Auftrittskompetenz deckten. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Mehrheit der vermittelten Grundsätze umgesetzt werden und dass die Lehrpersonen dieselben Werte vertreten, welche im Unterricht gelehrt wurden.

Im Rückblick schätzt Giulia Schlaepfer die Weiterbildung als überaus gewinnbringend ein: «Sehr wertvoll war die Zusammenarbeit mit den anderen Projektteilnehmenden im Rahmen der verschiedenen Module. Die Gruppen bestanden aus Personen aus ganz verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Dies ermöglichte eine neue Sicht auf die eigene Arbeit.» Die Leitung sei kompetent, unterstützend und immer erreichbar gewesen. Man erhalte Einblicke in andere Themen, über die man sich bisher wenig Gedanken gemacht habe. Unter anderem zur Auseinandersetzung mit der Herkunft des heutigen Schulsystems und den daraus folgenden Konsequenzen, oder auch über die Relevanz der eigenen Lehre als Vorbild und Vorlage, die von den Studentinnen und Studenten übernommen wird.

Eigene Sozialkompetenz weiterentwickeln
Mitgenommen hat Giulia Schlaepfer vor allem dies: Das Vorleben des eigenen Unterrichts ist essenziell. «Der bekannte Schlüsselsatz ‹Teachers teach as they are taught, and not as they are taught to teach› beweist die dazugehörende Feldarbeit eindeutig. Unsere Art des Unterrichts hat eine noch viel grössere Relevanz als ich mir dessen bewusst war. Es lohnt sich, die eigene Lehre immer wieder zu reflektieren und auch die eigene Sozialkompetenz konstant weiterzuentwickeln.»

Weitere Informationen zum Projekt «Doppeltes Kompetenzprofil an Pädagogischen Hochschulen: Institutionelle und individuelle Anforderungen an den Berufsfeldbezug»: dkp-ph.ch