Lernen und Leben verflechten

Insgesmat 300 Gäste diskutierten über ihre Erfahrungen bei der Einführung von Tagesschulen.

Die Volksschule soll in der Stadt Zürich bis zum Jahr 2025 flächendeckend als Tagesschule organisiert werden. Im Schuljahr 2016/2017 stellten die ersten Schulen auf das Tagesschulmodell um, weitere folgten im Sommer 2019. Wie gestaltete sich die Umstellung zur Tagesschule in den Schulen? Welche Erwartungen oder Befürchtungen der Kinder, Eltern, Lehr- und Betreuungspersonen haben sich erfüllt? Und was beschäftigt die anderen Gemeinden in Bezug auf das Thema Tagesschule? Zwei Tagungen der PH Zürich boten im Januar die Möglichkeit, sich aus erster Hand über den Aufbau von Tagesschulen zu informieren und sich mit Akteuren aus dem Schulfeld, der Bildungsverwaltung und der Forschung auszutauschen.

Die Tagung «Als Gemeinde auf dem Weg zur Tagesschule» nahm die Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinden und die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den Fokus. Marion Völger, Chefin des Volksschulamtes des Kantons Zürich, präsentierte dem Publikum die erneuerten kantonalen gesetzlichen Rahmenbedingungen für Tagesstrukturen und Tagesschulen, die den Gemeinden einen grossen Handlungs- und Gestaltungsspielraum eröffnen. Im Anschluss diskutierten Fachpersonen sowie Vertreterinnen und Vertreter bestehender Tagesschulen mit den Teilnehmenden über ihre Erfahrungen zu Themen wie Aufbau, Finanzierung, Räume, Qualität und Weiterbildung. Dabei wurde deutlich, dass die Gemeinden und Schulen mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen ihren Freiraum nutzen können und sollen.

Im Zentrum der zweiten Tagung «Tagesschulen – mehr als Schule!» standen die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt «Aushandlungsprozesse und pädagogische Zuständigkeiten in Tagesschulen». Drei Jahre lang hatte ein Forschungsteam der PH Zürich vier Stadtzürcher Schulen bei der Umstellung auf das Tagesschulmodell begleitet. An der Tagung wurden die Erkenntnisse diskutiert, wie sich die Umstellung auf die Kooperation zwischen Lehr- und Betreuungspersonen, die Freizeitgestaltung und auf das Verhältnis zwischen Schule und Familie ausgewirkt hat. Nicht zuletzt hatte das Team auch die Kinder befragt, wie sie das neue Schulmodell sehen. Hier wurde deutlich, dass sich die Kinder wohl fühlen. Sie nehmen sich selbst als autonomer und eingebundener wahr, weil sie frei entscheiden können, wie sie die Zeit ausserhalb des Unterrichts verbringen möchten.

Über das Ziel waren sich die Teilnehmenden einig: Die Tagesschule soll ein bereichernder Ort sein, an dem das Lernen und Leben der Kinder miteinander verflochten sind. Zur «eigenen» Tagesschule führen viele verschiedene Wege und Modelle.