Lange war Désirée Riethmann auf der Suche nach ihrer beruflichen Bestimmung. «Ich wusste, dass ich kommunikativ bin und es gut mit Menschen kann», sagt die 32-Jährige.
Nach dem Gymnasium hatte sie an der Hochschule St. Gallen Internationale Beziehungen studiert und danach in verschiedenen Kommunikationsagenturen gearbeitet. «Doch ich war häufig frustriert und hatte den Eindruck, noch nicht richtig angekommen zu sein.» Als sie an einer Absolventenmesse auf die Quereinstieg-Ausbildung an der PH Zürich aufmerksam wurde, fühlte sie sich angesprochen. Sie beschloss, als Vikarin erste Erfahrungen zu sammeln. Im Kanton Schwyz konnte sie eine Woche lang für einen kranken Lehrer einspringen. Zwei Lehrpersonen aus dem Bekanntenkreis unterstützten sie beim Planen der Lektionen und stellten ihr Material zur Verfügung. So stand sie eines Morgens ziemlich unverhofft vor einer Klasse der dritten Oberstufe. «Das war heftig», erinnert sich Riethmann. Doch sie habe schnell einen Draht zu den Jugendlichen gefunden und erfreut festgestellt, dass diese sie respektieren. «Am Abend war ich nudelfertig, aber so glücklich wie noch nie.»
Nach mehreren ähnlichen Erfahrungen musste sie nicht mehr lange überlegen: Im September 2017 begann sie mit der Ausbildung. Seit einem Jahr arbeitet sie gleichzeitig mit einem 60-Prozent-Pensum an einer Sek-C-Klasse in Rüti. Das sei extrem anstrengend, sagt Désirée Riethmann. Sie habe lernen müssen, sich im Studium entgegen ihrer Natur manchmal mit einer genügenden Note zufrieden zu geben. Dennoch stellt sie sich gern auch als Referentin über die Schweizer Lehrerausbildung zur Verfügung. Wegen ihres fliessenden Englischs und ihrer Auftrittskompetenz wurde sie ausgewählt, als 2018 die amerikanische Bildungsministerin Betsy DeVos an der PH Zürich zu Besuch war und ein Jahr später einige College-Direktoren aus den USA. Ihre spärliche Freizeit verbringt die Zürcherin am liebsten an der frischen Luft. «So kann ich auftanken.» Bis zum Masterabschluss Anfang 2021 wird es nochmals streng werden, ist sich Désirée Riethmann bewusst. Doch ihren Traumberuf scheint sie nun gefunden zu haben.