Kompetent beraten, statt verzweifelt Lösungen für andere suchen

Lehrpersonen werden im Berufsalltag laufend und von allen Seiten mit Fragen und Anliegen konfrontiert. Das kann manchmal belastend sein. Die richtige Gesprächshaltung hilft, mit hohen Ansprüchen der anderen besser umgehen zu können. Die PH Zürich bietet dazu verschiedene Weiterbildungen an.

Es sind Problemsituationen, wie sie Lehrpersonen tagtäglich bewältigen müssen: Zwei Schüler hatten in der Pause Streit, ein Elternpaar will sein Kind zum Lernen motivieren, eine Teamkollegin beklagt sich über die laute Klasse im Nebenzimmer. So verständlich die Anliegen und die Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems auch sein mögen: Fühlt sich die angesprochene Lehrperson dazu genötigt, die Antwort auf dem Silbertablett zu präsentieren, führt dies unweigerlich zu Unzufriedenheit und Überforderung.

«Oft verfügt man über zu wenig Informationen zur Ausgangslage und kennt ausserdem das Gegenüber nicht sehr gut. In der Schule ist das besonders häufig der Fall, da man als Lehrperson mit den unterschiedlichsten Anspruchsgruppen in Kontakt ist», sagt Dagmar Bach, Beraterin in der Weiterbildung an der PH Zürich. Deshalb müsse man die ratsuchende Person dabei unterstützen, selbst den passenden Ausweg aus der Situation zu finden. Dabei helfe es, der Sache fragend auf den Grund zu gehen. «Hier ist es wichtig, nicht auf das Problem und dessen Entstehung zu fokussieren, sondern auf die Entwicklung von konkreten Lösungswegen.» Beim genannten Beispiel mit der Teamkollegin könnten mögliche Fragen sein: Was stört dich am Lärm im Nebenzimmer und seit wann? Wenn die Kollegin antwortet, dass sie einfach Ruhe möchte, lautet die Anschlussfrage, was sie unter dem Begriff Ruhe konkret versteht. «So kann man Schritt für Schritt auf ein Ergebnis hinarbeiten. Diese Form von Beratung führt am ehesten zu wirksamen Lösungen», sagt Dagmar Bach.

Form und Ziele der Beratung klären
In der professionellen Beratung orientiert man sich generell am Grundsatz «Love it», «Leave it» oder «Change it». «Love it» bedeutet, dass man versucht, einen Umgang mit der Situation zu finden. «Leave it» meint, sich aus der Situation zu entfernen. Bei «Change it» schliesslich wirkt man auf eine Änderung hin. «Es ist im Vornherein nicht immer offensichtlich, was die Ratsuchenden erreichen möchten und ob ihre Wünsche überhaupt realisierbar sind. Deshalb ist es immer wichtig, Form und Ziel einer Beratung kurz zu klären», so Dagmar Bach. Sie empfiehlt dieses Vorgehen auch Lehrpersonen, die um Unterstützung bei einem Problem gebeten werden.

Den Schullalltag entspannt meistern können
Die PH Zürich bietet verschiedene Weiterbildungen für Lehrpersonen und Schulleitende an, die zu einer Qualifikation als Beratungsfachperson führen. Das Angebot reicht von einzelnen Kursen und Modulen bis zu einem Certificate of Advanced Studies (CAS) in «Beraten im Bildungsbereich». Letzterer setzt sich aus den drei Basiselementen «Grundlagen der Beratung», «Trainingswerkstatt» sowie «Zertifikatsarbeit» zusammen. Ergänzend kann aus einer Reihe von weiteren Kursen wie «Konfliktmanagement » oder «Elterngespräche» ausgewählt werden, bis die für den CAS erforderliche Anzahl von zehn ECTS-Punkten erreicht wird. «Die Lehrpersonen und Schulleitenden können das Programm inhaltlich und zeitlich individuell gestalten. Diese Flexibilität bringt den Teilnehmenden den Vorteil, dass sie sich entsprechend ihren Interessen weiterbilden können und sich gleichzeitig nach keinen fixen Zeitvorgaben richten müssen.» Bis auf die Zertifikatsarbeit können sämtliche Kurse und Module einzeln und ausserhalb eines CAS gebucht werden. So erhalten auch jene Lehrpersonen die Gelegenheit, sich zusätzliches Wissen anzueignen, die keine formelle Weiterbildung absolvieren möchten. Dagmar Bach ist davon überzeugt: «Grundkompetenzen im Bereich der Beratung helfen, den Schulalltag entspannter zu meistern.»