Sowohl in meiner Rolle als Schulleiterin wie auch in der als Lehrperson steht immer der Mensch im Zentrum meiner Führungsarbeit. Um diese Art von Leadership umsetzen zu können, ist das gegenseitige Vertrauen unabdingbar.
Letzteres entwickelt sich, wenn mich die Lehrpersonen als Mensch und nicht als Rolleninhaberin wahrnehmen: als jemanden, der nahbar und glaubwürdig ist, der von den eigenen Misserfolgen erzählt, von Gelungenem berichtet und bei dem das Feuer für die Schule auch nach vielen Jahren noch brennt. Zudem muss mein Gegenüber spüren, dass mir sein Befinden wichtig ist. Ich muss achtsam sein, keine Signale zu verpassen, um meine Sorgfaltspflicht wahrnehmen zu können. Dies erfordert eine hohe Präsenz meinerseits. Zudem erachte ich es als zentral, dass ich die von mir geforderten Werte vorlebe. Ich möchte deutlich machen, dass wir am selben Strick ziehen. Kritik muss demnach beidseitig möglich sein und konstruktiven Charakter haben. Aus Gesprächen mit Lehrpersonen zum Thema Vertrauen konnte ich entnehmen, dass Verlässlichkeit, ein lösungsorientierter Ansatz, Transparenz, fundiertes Fachwissen, der spürbare Goodwill und eine rechte Prise Humor das Vertrauen zur Leitung zusätzlich stärken.
Gerade habe ich eine neue 1. Klasse begonnen. Wunderbare, fantasievolle Kinder. Trotzdem kam ich am ersten Schultag unter Tränen nach Hause. Zehn Kinder meiner ehemaligen Klasse hatten mich am Mittag besucht. In der Leseecke erzählten wir von unserem ersten Tag. Es breitete sich sofort ein Gefühl von Heimkehr aus. Das Vertrauen, das mir so selbstverständlich vorkam, schien im Angesicht des Neubeginns überwältigend. Mir wurde klar, dass ich nicht nur meine ehemaligen Schülerinnen und Schüler vermisste, sondern auch die Vertrautheit im Umgang miteinander. Wie vieles anderes kann man Vertrauen aber nicht erzwingen. Einander «zähmen», wie der Fuchs im «kleinen Prinz» sagt, braucht Geduld und Beständigkeit. In vielen kleinen Situationen müssen die neuen Kinder erleben dürfen, dass ich ihnen wohlgesinnt bin und sie und ihre Themen ernst nehme. Seien es Pausenkonflikte oder erzählte Erlebnisse von der Chilbi am Wochenende. All das trägt dazu bei, einander vertraut zu werden.
Im Rahmen der Ausbildung von Studierenden gibt es meiner Erfahrung nach kein Patentrezept, Vertrauen zu gewinnen. Eine klare Kommunikation der Ansprüche, Wertschätzung der Vorkenntnisse, Interesse am Lernenden sowie Offenheit des Lehrenden helfen, ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen. Misstrauen hingegen blockiert die Zusammenarbeit. Unter Kolleginnen und Kollegen der PH Zürich schätze ich die Verlässlichkeit sehr. Dies ermöglicht eine Kultur des Vertrauens. Dabei versuche ich, meine Meinung zu Inhalten, Prozessen und Strukturen klar mitzuteilen – im Wissen allerdings, dass ich damit nur meine Einschätzung aufzeige. Ich schaffe damit Vertrauen, indem Kolleginnen und Kollegen davon ausgehen können, dass der vertretene Standpunkt ehrlich ist. Das gegenseitige Vertrauen unter den Mitarbeitenden wirkt sich meiner Ansicht nach auch positiv auf das Selbstvertrauen der gesamten PH Zürich aus.