Die Partizipation von Schülern und Schülerinnen stärken

Schülerinnen und Schüler partizipieren zu lassen, kann für alle Beteiligten wertvoll sein. Die PH Zürich bietet neu eine Weiterbildung für Schulteams zu diesem Thema an. Das Angebot basiert auf den Erkenntnissen des mehrjährigen PHZH-Forschungsprojekts «Partizipation stärken – Schule entwickeln».

Schule ist für die Schülerinnen und Schüler da, soviel steht fest. Aber wer entscheidet über Noten, Fächerinhalte, das Schulhaus oder die Länge der Pausen? In der Regel sind es die Lehrpersonen. Seit 2005 sieht das Zürcher Volksschulgesetz jedoch vor, dass Schülerinnen und Schüler an den sie betreffenden Entscheiden beteiligt werden sollen. Was aber bedeutet Partizipation konkret? Wie und worüber können Kinder und Jugendliche im Schulalltag aktiv mitbestimmen? Mit diesen Fragen hat sich das Forschungsprojekt «Partizipation stärken – Schule entwickeln » (PasSe) über einen Zeitraum von drei Jahren auseinandergesetzt. Die Erfahrungen sind in die neue Weiterbildung «Partizipation von Schülerinnen und Schülern» eingeflossen, die seit Herbst 2019 an der PH Zürich angeboten wird.

Das Programm richtet sich an Schulteams, die systematisch Erkenntnisse über Partizipation in ihrer Schule gewinnen und diese weiterentwickeln möchten. In einem halbtägigen Workshop können sie ihre Haltungen zum Thema überprüfen und sich mit der Frage auseinandersetzen, in welche Richtung sich die Schule entwickeln möchte.

Das Konzept des Workshops ist flexibel auf die Bedürfnisse der jeweiligen Schule ausgerichtet. «Wir gestalten den Prozess und moderieren – die Ziele setzt die Schule selbst», erläutert Reto Kuster, der an der PH Zürich als Dozent in den Bereichen Schulführung und Schulentwicklung tätig ist. Er war von Beginn an in das Forschungsprojekt involviert und hat das Weiterbildungsangebot zusammen mit dem PasSe-Team konzipiert. Ziel des Workshops ist, gemeinsam mit dem Schulteam erste Prioritäten und Massnahmen zu definieren, die dann mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert und umgesetzt werden.

Arbeit an den Schwächen macht stark
Erste Erfahrungen mit dem Weiterbildungsangebot wurden bereits in jenen Schulen gemacht, die am Forschungsprojekt beteiligt waren. Dort waren die Workshops, die in diesem Rahmen stattgefunden haben, ein Auslöser, sich dem Thema gegenüber zu öffnen und Partizipation umzusetzen. Wie sich zeigte, wurde das Thema im Anschluss in diesen Schulen intensiv diskutiert und die Umsetzung beschränkte sich längst nicht nur auf die Weiterentwicklung formeller Gefässe wie des Klassenrats. Zum Beispiel wurde nach dem Workshop die bisher von den Lehrpersonen vorgegebene Sitzordnung gemeinsam mit oder ausschliesslich von den Schülerinnen und Schülern bestimmt. «Partizipation ist nicht gefässspezifisch, vielmehr geht es darum, die Beziehungen und somit die Kultur in der Schule zu verändern. Das ist für alle Beteiligten ein Lernprozess, der durch die Workshops unterstützt wird. Die konkreten und breit abgestützten Ergebnisse unseres Forschungsprojektes bilden dabei eine wichtige Grundlage für eine intensive und professionelle Diskussion», sagt die Leiterin des PasSe-Projektes Enikö Zala-Mezö.

Partizipation betrifft gesamte Schule
Die Workshops fördern den breiten Austausch und das genaue Zuhören. Im Laufe der Diskussion entwickelt sich dann ein gemeinsames Verständnis, und die Beteiligten erkennen, dass Partizipation funktionieren kann. Die Weiterbildung ist vor allem ein Gewinn für Schulen, die offen sind, Partizipation in die Praxis umzusetzen. Aber auch wenn sich eine Schule aktuell mit anderen Fragen beschäftigt, lohnt sich die Auseinandersetzung damit. Denn Partizipation tangiert alle Bereiche von Schule. Weil sich dadurch die sozialen Beziehungen und die Kultur verändern, entsteht eine Grundlage für die Weiterentwicklung der Schule.