Kinder und Jugendliche sind zunehmend betroffen von psychischen Belastungen. Auch wenn die Schule nicht die Ursache ist, können sich die Symptome hier verstärken. Dabei haben Lehrpersonen direkten Einfluss auf die Resilienz von Schülerinnen und Schülern und stärken damit indirekt auch sich selbst. Die PH Zürich bietet im Herbst Kurse zu diesem Themenfeld an.
Der Begriff Resilienz ist längst nicht mehr an Erwachsene gebunden. Widerstandsfähig zu sein, mit belastenden Situationen umgehen zu können, Rückschläge zu überwinden ist ebenso für Kinder und Jugendliche eine Herausforderung. Resilienz wird auch als Lebenskompetenz beschrieben, denn resilient zu sein bedeutet, trotz Belastungen gesund und psychisch stabil durchs Leben zu gehen.
Aber sind das nicht zu grosse Themen für die Schule? «Kinder stark zu machen, ist grundsätzlich eine Aufgabe der Eltern. Fähigkeiten in Verbindung mit Resilienz beeinflussen jedoch unmittelbar die Lern- und Beziehungsfähigkeit des Kindes oder Jugendlichen und wirken sich so entsprechend auf den Schulerfolg und das Klassenklima aus», sagt Jürg Frick, Dozent an der PH Zürich. Damit seien auch die Lehrpersonen von dem Thema betroffen.
Arbeit an den Schwächen macht stark
Viele Schulprogramme und Initiativen beschäftigen sich heute mit der Gesundheit und Resilienzförderung von Kindern und Jugendlichen. Den wichtigsten Einfluss hat dabei die Persönlichkeit der Lehrpersonen selbst: «Die Beziehung zur Klasse, wie sie die Kinder in ihren Stärken fördern und in der Arbeit an den Schwächen unterstützen, sie fordern und herausfordern, sie miteinbeziehen, sie ernst und wichtig nehmen, ihnen ein glaubwürdiges Vorbild sind – all das beeinflusst massgeblich, wie stark Kinder und Jugendliche im Leben stehen», sagt Jürg Frick. Lehrpersonen können mit ihrem Verhalten starke Vorbilder sein, indem sie aufzeigen, wie man Probleme lösen oder Rückschläge überwinden kann. Das kann Schülerinnen und Schülern reale Orientierungspunkte geben.
Angemessen attribuieren, das heisst, negative Glaubenssätze von Kindern wie z.B. «ich bin unbegabt» nicht einfach hinnehmen, sondern die Kinder dazu anhalten und ermuntern, Schwierigkeiten und Hindernisse differenzierter anzugehen, sieht Frick dabei als hilfreiche Formel, damit die Schülerinnen und Schüler etwa mit einem kurzzeitigen Scheitern besser umgehen können.
Psychosoziale Gesundheit im Unterricht stärken
Indem Lehrpersonen nur so viel helfen wie nötig und das Kind selbst in die Entwicklung einer Lösung einbeziehen, wird es animiert, Probleme künftig selbst zu lösen. Ein Kind, das sich auf seine Fähigkeiten und seine Problemlösekompetenzen verlassen und mit Rückschlägen und Misserfolgen umgehen kann, ist auch zuversichtlich, wenn es mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird.
Wichtig ist, dass die Kinder ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln. Im Unterricht kann dies durch angemessene Herausforderungen erfolgen, die auch Gelegenheit bieten, sich über kleine Fortschritte zu freuen. «An Problemen kann ein Kind wachsen, wenn es dabei die kleinen Lösungsschritte erkennt», sagt Frick und betont, wie wichtig es ist, auch über Gefühle zu sprechen. «Eine sichere und vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrperson und Schülerin oder Schüler ist die Basis für eine positive Gemeinschaftskultur in und ausserhalb der Klasse», ergänzt er. «Kinder sollten angeleitet werden, sich gegenseitig zu unterstützen, denn auch die Peer-Unterstützung stärkt das eigene Selbstwertgefühl und macht unabhängiger von Erfolgen bzw. kann Misserfolge abdämpfen.»
Resilienz ist eine Lebenskompetenz, die sich in allen Richtungen bezahlt macht. Sie basiert unter anderem auf Achtsamkeit. Zu beiden Themen finden ab September diverse Kurse an der PH Zürich statt. Achtsamkeit wirkt sich nicht nur positiv auf das Stressmanagement von Lehrpersonen aus, sondern vor allem auch auf die Qualität der Beziehung zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern. Ein Zusammenhang, der sich wohl für beide Seiten bezahlt macht. Der gemeinsame Nenner ist die innere Stärke.