Leseschaltkreise

Schnelles Lesen, langsames Lesen: Warum wir das Bücherlesen nicht verlernen dürfen. (Penguin, 2019)

Die digitalen Medien haben unser Verhalten nachhaltig verändert. Wir lesen häufiger am Bildschirm – flüchtiger und mit kognitiver Ungeduld. Das wirke sich, so die Kognitions- und Literaturwissenschaftlerin Maryanne Wolf, auf unser Gehirn aus.

In der Evolution des Menschen taucht das Lesen relativ spät auf und muss als künstliche kulturelle Errungenschaft erst mühsam erlernt werden. Dabei bilden sich spezielle Leseschaltkreise aus. Damit uns die Fähigkeit zur Tiefenlektüre nicht abhanden kommt, plädiert die Autorin für eine Neuorientierung in der Lehrerausbildung. Es gelte sicherzustellen, dass Kinder schon früh die Fähigkeit des vertieften Lesens kennen und schätzen lernen. Wolf wünscht sich für unsere Kinder eine «mediale Zweisprachigkeit». Sie sollen versierte, flexible Code-Switcher werden, die zwischen Druck- und Digitalmedien wechseln und auch die noch kommenden Kommunikationsformen optimal nutzen können.

Maryanne Wolf. Schnelles Lesen, langsames Lesen: Warum wir das Bücherlesen nicht verlernen dürfen.
Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg. Illustrationen: Catherine Stoodley. München: Penguin, 2019. 300 Seiten.