Eine Frage, drei Antworten: Wie gehen Sie mit Widerständen um?

Adina Baiatu, Dozentin PH Zürich
Adina Baiatu, Dozentin PH Zürich

Widerstände sind wie der Sand im Getriebe eines Motors. Nehme ich bei der Leitung von Veranstaltungen Widerstand im Publikum wahr, versuche ich, diesen angemessen einzuschätzen: Handelt es sich bloss um eine Reibung oder bahnt sich eine grössere Blockade an?

Meist sind es Einzelpersonen, die Widerstand äussern. Im Einzelgespräch finde ich gewöhnlich schnell heraus, wie stark die Reibung ist und was ihre Auslöser sind. Oft hat es einen nachvollziehbaren Grund, warum sich Teilnehmende nicht auf eine Veranstaltung einlassen möchten oder können. Häufig löst sich der Sand im Getriebe bereits, wenn sich die Betroffenen bezüglich ihrer Bedenken wahr- und ernstgenommen fühlen. Nehme ich bei mir Widerstand gegenüber gewissen Handlungen oder einem Anlass wahr, gehe ich ähnlich vor: Ich versuche, ihn zu deuten und ernst zu nehmen, ihn aber nicht zu einer Blockade anwachsen zu lassen. Dies gelingt mir, indem ich Abstand von mir selbst nehme und mich frage: Wie wichtig ist diese Reibung im ganzen Getriebe? Wie viel Gewicht wird sie in zwei Stunden, zwei Wochen, zwei Monaten noch haben? Zeichnet sich eine längerfristige Blockade ab, steht ein Entscheid an, wie ich entsprechende Situationen künftig vermeiden kann.

Yves Welti, Sekundarlehrer Hausen am Albis
Yves Welti, Sekundarlehrer Hausen am Albis

Als Lehrer an einer Sekundarschule wird man immer mal wieder mit Widerstand konfrontiert. Widerstand erlebt man auf verschiedenen Ebenen im Schulbereich. Sei es von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrpersonen oder weiteren Personen im Umfeld der Schule. Widerstand entsteht bei Unzufriedenheit oder bei Veränderung. Erfährt eine Lehrperson Widerstand seitens der Eltern, so wird dieser meistens als sehr belastend empfunden. Erfahre ich persönlich Widerstand von Eltern, so kläre ich den Grund. Dazu lade ich die Eltern auf ein Gespräch ein. Ich pflege eine offene und direkte, aber wohlwollende Sprache. Ich verhalte mich kooperativ und lösungsorientiert. Das Kind steht stets im Mittelpunkt des Geschehens. Dasselbe erwarte ich auch von den Eltern. Diese Vorgehensweise führt in den meisten Fällen zum Ziel. Weitere wichtige Stützen sind Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen oder der Schulleitung, welche mit Rat und Tat zur Seite stehen oder einfach nur mal zuhören.

Ueli Trindler, Co-Leiter Schule Hedingen
Ueli Trindler, Co-Leiter Schule Hedingen

Stosse ich bei der Realisierung eines Projekts auf Widerstand, geschieht ein spannender Prozess. Manchmal bin ich gefasst, andere Male überrascht. Dabei ist mir wichtig, die Position der anderen Seite zu verstehen. Ich erlebe immer wieder, dass die Anliegen nicht weit auseinander liegen und wir einen Konsens finden. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Als meine Schulleitungskollegin und ich unsere Schule auf Doppelklassen umstellen wollten, bildete sich im Team neben Zustimmung auch Widerstand. Nachdem wir mögliche Befürchtungen abgeholt hatten, zeigten wir auf, wie wir das Team in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Nach erfolgter Abstimmung mit klarer Zustimmung war es uns wichtig, kritische Stimmen weiterhin ernst zu nehmen. Dies ebenso bei den Eltern, die dem Projekt teilweise ablehnend gegenüberstanden. So ist es uns gelungen, dass die Umstellung ein Jahr nach Einführung kein Thema mehr ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert