Kompetenzorientierung ist das Kernelement des Lehrplans 21. Gefragt ist Wissen mit Anwendungsmöglichkeiten, das zu aktivem Handeln befähigt. Wie aber kann dieses Konzept auch im Musikunterricht umgesetzt werden? Dieser Frage ist Claudio Cantieni in seiner Masterarbeit nachgegangen.
Dazu hat der Student auf der Sekundarstufe 1 mit zwei seiner Klassen Popstücke produziert. Dabei benutzte er das Programm GarageBand, das auf Tablets installiert werden kann. Zusätzlich erarbeitete er im Rahmen der Arbeit Unterrichtsunterlagen, die als Basis für die Produktion der Popsongs dienten. So entwickelten die Schülerinnen und Schüler innerhalb von sechs bis sieben Lektionen einen gemeinsamen Klassensong sowie ihr eigenes Musikstück, das sie aufnahmen und vor den anderen präsentierten. Das kostenlose Programm GarageBand ermögliche auch Personen ohne grosse musikalische Kenntnisse ein Erfolgserlebnis, schreibt Cantieni. Es sei intuitiv, benutzerfreundlich und biete eine breite Auswahl an virtuellen Instrumenten, vorinstallierten Loops sowie musikalischer Bausteine verschiedener Stilrichtungen.
Im theoretischen Teil befasste sich der Autor eingehend mit den drei Grundpfeilern aktueller Didaktik – neben Kompetenzorientierung auch Differenzierung und Motivation – und übertrug sie auf den Musikunterricht. Von diesen Aspekten liess er sich auch bei der Gestaltung seiner digital verfassten Unterlagen leiten. Sie werden unterschiedlichen Lernstilen und -tempos gerecht, indem sie verschiedene Ton- und Videosequenzen enthalten und sowohl Vertiefungen als auch Abkürzungen bieten. Die theoretischen Inhalte werden mittels kurzer Texte, Visualisierungen, einer Prise Humor und zeitgemässer Musikbeispiele vermittelt, welche die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abholen. Am Ende hatten es 39 von 41 Schülerinnen und Schülern geschafft, ein eigenes Musikstück zu produzieren. Während ein Grossteil mit den Unterlagen selbstständig arbeiten konnte, benötigten einige zusätzliches Coaching. Um die Methode zu evaluieren, hat Cantieni vier möglichst verschiedene Beteiligte zu ihren Erfahrungen befragt. Die Antworten liessen darauf schliessen, dass die Motivation hoch war, die Binnendifferenzierung gelang, musikalische Kompetenzen aufgebaut werden konnten und die Sache insgesamt Spass gemacht hatte. Nicht ganz optimal fiel die Vermittlung der Fachbegriffe aus, wie der Autor in der Auswertung feststellt. Er betont zudem, das gemeinsame Singen zu Beginn der Lektionen sei wichtig, weil es ein Gemeinschaftserlebnis ermöglicht, bevor die Jugendlichen die Kopfhörer aufsetzen und sich jeder in die digitale Welt zurückzieht.
Die Erkenntnisse seiner Masterarbeit lässt Claudio Cantieni unmittelbar in seinen Unterricht einfliessen. «Ich konnte die Unterlagen erneut gut in der Klasse anwenden», sagt der 27-Jährige, der heute in der Sekundarschule Flaachtal als Musik- und Sprachlehrer tätig ist. Und auch einige Kollegen hätten sich bereits inspirieren lassen.