
Wie schon in Gewalt, tritt Harvard-Psychologe Steven Pinker auch in seinem neuesten Werk als mahnende Stimme der Vernunft auf. Dabei mahnt er jedoch keineswegs, wie in dem Genre sonst üblich, zur Kritik an der Moderne, zum Innehalten im technologischen Fortschritt, zum Kampf gegen vermeintlich neoliberalistische Dogmen der allgemeinen Rationalisierung – sondern zum glatten Gegenteil: zum Fortschrittsoptimismus.
Der Wertekanon der Aufklärung habe die Menschheit bis hierher gebracht, in die beste aller Zeiten, in der mehr Menschen lesen können, die durchschnittliche Lebenserwartung höher, die weltweite wirtschaftliche Ungleichheit niedriger ist, in der mehr Menschen in demokratischen Gesellschaften leben als je zuvor. Und ein Festhalten an Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt sei unsere beste Hoffnung, auch die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können. Jenem Fortschrittspessimismus indes, dem heute von rechts und links das Wort geredet wird und der oft schlicht ein Ergebnis kognitiver Verzerrungen sei, gelte es entgegenzutreten. Pinkers Argumentation, so reichlich er sie auch mit Zahlen belegt, ist durchaus kontraintuitiv und schwer zu akzeptieren – woran womöglich eben jene eingefleischten kognitiven Verzerrungen schuld sind. Höchst anregend und womöglich erhellend ist sie jedenfalls, findet getAbstract.
In Kooperation mit getAbstract, Luzern
