Als Schulleitung guten Unterricht beurteilen und fördern können

Wie gelingen lehren und lernen im kompetenzorientierten Unterricht optimal und wie können Führungspersonen die Unterrichtsqualität beurteilen? Diese und weitere Fragen standen Anfang Oktober im Zentrum der Tagung «Beurteilung von Unterricht» an der PH Zürich.

Schulleitungen tragen die Verantwortung sowohl für die Weiterentwicklung des theoretischen Inputs im pädagogischen Sinn als auch für die Führung der Schule, so fasste Roland Fischer, Projektleiter Lehrplan 21 im Volksschulamt des Kantons Zürich seine einleitenden Worte zusammen.

Eine entwicklungstheoretische Perspektive auf den Unterricht präsentierte Catherine Lieger von der PH Zürich in ihrem Einstiegsreferat. Sie richtete dabei den Fokus auf das Spiel als Lernform und damit auf die jüngsten Schülerinnen und Schüler. Durch die sogenannten entwicklungsorientierten Zugänge in die Fachbereiche berücksichtige der Lehrplan 21 die Notwendigkeit des Spiels im Lernprozess optimal. Lehrpersonen können dies fördern, indem sie das Spiel professionell begleiten. In ihrem anschliessenden Beitrag betonte Anna-Katharina Praetorius von der Universität Zürich die Bedeutung der Unterrichtsqualität. Diese sei ein wichtiger Faktor zur Vorhersage der Leistungsentwicklung sowie der emotionalen Entwicklung. Beurteilt werde Unterrichtsqualität auf Basis dreier Dimensionen: dem eigentlichen Angebot, dessen Nutzen sowie dessen Wirkung. Dazu würden unterschiedliche Methoden zur Verfügung stehen, beispielsweise die direkte Befragung der Lehrpersonen oder Schülerinnen und Schüler sowie die Evaluation durch externe Beobachter.

Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen

Danach richteten Michael Schratz und Evi Agostini von der Universität Innsbruck den Blick auf das Lehren und Lernen. Das Dilemma bestehe darin, dass die meisten Didaktiken dies als separate Vorgänge und nicht als Wechselwirkung sehen. Michael Schratz hat dazu die Begriffe lehrseits und lernseits geprägt. Während lehrseits den von einer Lehrperson vorbereiteten Unterricht und dessen Umsetzung meint, versteht er unter lernseits das Reagieren der Lehrperson auf mögliche Lerneffekte bei den Schülerinnen und Schülern. Dies kann sich beispielsweise in einem fragenden Blick einer Schülerin oder eines Schülers äussern. In solchen Situationen könne eine Wechselwirkung zwischen Lehren und Lernen stattfinden. Dies sei mit einer einfachen Übung zu erfahren, indem Lehrpersonen im Unterricht eine Frage stellen, die sie selbst nicht beantworten können.

Gemeinsames Verständnis von Unterricht

Mit dem Beitrag von Andreas Brunner von der Fachstelle für Schulbeurteilung der Bildungsdirektion des Kantons Zürich erhielt das Publikum einen konkreten Einblick in die Vorgehensweisen und methodischen Zugänge der Fachstelle. Die Qualität von Unterricht werde aktuell anhand von vier Aspekten evaluiert: Unterrichtsgestaltung, sonderpädagogische Angebote, individuelle Lernbegleitung sowie Beurteilung der Schülerinnen und Schüler. Brunner erwähnte dabei die Wichtigkeit eines gemeinsamen Verständnisses von gutem Unterricht und wies darauf hin, dass ein Beurteilungsprozess lediglich eine kurze Momentaufnahme eines hochkomplexen Prozesses ist.

Als letzter Referent brachte Petros Pashiardis von der Open University of Cyprus eine internationale Sichtweise zum Thema Beurteilung und Schulleitungen ein. Der gesellschaftliche Wandel verändere nicht nur Unterrichtsweisen und -zwecke, sondern auch die Ansprüche der Lernenden. Pashiardis präsentierte weiter die Ergebnisse der «School Leadership and its Impact on Student Achievement-Studie» (LISA), die europaweit Führungsstile erfolgreicher Schulleitungen untersuchte. Die Ergebnisse zeigten, dass sich Führungspersonen weniger von Geschehen und Umständen auf übergeordneten Ebenen wie dem geografischen oder kulturellen Kontext beeinflussen lassen. Vielmehr liessen sich Schulleitungen von der schulnahen Umgebung leiten. Pashiardis riet dabei dem Publikum, seinen eigenen Führungsstil-Mix als Führungspersonen zu finden.