«Schulen unter (Leistungs-)Druck?» Unter diesem Titel fand Mitte Juni an der PH Zürich eine Podiumsdiskussion mit Fachpersonen, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern statt. Bereits nach der anfänglichen Fragerunde stellten die Teilnehmenden gemeinsam fest: Leistungsdruck betrifft nicht nur Schulen, Eltern und Schülerinnen und Schüler, sondern die gesamte Gesellschaft. Auch der immer stärker werdende Hang zur Selbstoptimierung war Gesprächsthema. Der Druck werde dabei weniger von Aussenstehenden, sondern durch den eigenen Perfektionismus ausgeübt, so Ingo Albrecht, Leiter der Pro Juventute-Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind». Es bestehe bei vielen das dauerhafte Gefühl, dass man das eigene Potenzial nicht ausschöpfe. Dies bestätigte die 18-jährige Lea. Die kurz vor der Matura stehende Schülerin ist Mitglied des kantonalen Schülerparlaments. Sie sprach über die Wichtigkeit eines stabilen Umfeldes im Umgang mit Stress und die Notwendigkeit, «mal Dampf abzulassen», beispielsweise durch das Ausüben einer Freizeitaktivität, in der man nicht beurteilt wird.
Der Abbau ist auch für Jürg Frick, Berater und Coach mit Schwerpunkt Gesundheit, eine Lösung im Umgang mit Leistungsdruck. Er betonte, dass der Druck an sich kein Problem darstelle, sondern ein notwendiger Faktor für Entwicklung sei. Problematisch sei vielmehr die Tatsache, dass ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen entstanden sei. Diese fehlende Balance wurde auch vom Publikum im Verlauf des Abends immer wieder thematisiert, unter anderem die kompetitiven Drucksituationen, die entstehen, wenn Schulen vor gleiche Ziele gestellt werden, jedoch nicht vergleichbare Grundvoraussetzungen mitbringen. Auch der Einfluss digitaler Medien, der Trend zur dauernden Erreichbarkeit boten reichlich Diskussionsstoff.
Den verinnerlichten Druck spüren auch Lehrpersonen vermehrt. Für Sabine Jucker, Schulleiterin der Schule Gossau, liegt die Themenbehandlung in ihrer Verantwortung als Führungsperson. Ein starkes Team, in dem sich die Lehrpersonen in der Gruppe gut aufgehoben fühlen, wirke sich positiv auf die Gesundheit aus. Dies bestärkte auch Christian Hugi, Präsident des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands (ZLV) und Primarlehrer. Druck entstehe ausserdem durch die vielen Entscheidungen, die in Anbetracht des angehäuften Wissens getroffen werden müssten. Prioritäten setzen bedeute jedoch auch, Grenzen akzeptieren zu müssen. Er plädierte dafür, sich zu überlegen, was und in welcher Qualität die Erwartungen an das System Schule seien.