Eine Frage, drei Antworten: Wie bleiben Sie im Beruf gesund?

Willi Müller, Dozent an der PH Zürich.

Wenn eine Person genau die Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen kann, die für ihren Job benötigt werden, dann spricht man von einer guten Passung, die vorteilhaft für die Gesundheit ist. Wie eine konkrete Arbeit wahrgenommen wird, hängt stark von den individuellen Kompetenzen, der Bewertung der Situation, den Fähigkeiten zur Selbststeuerung sowie der proaktiven Selbstfürsorge ab. In den soeben genannten Bereichen kann meines Erachtens der Einzelne im beruflichen Kontext am meisten für seine Gesundheit tun. Hilfreich sind diesbezüglich Achtsamkeit und Selbstreflexion, Feedbacks, Weiterbildungen in fachlichen und überfachlichen Bereichen, eventuell ein individuelles Coaching. Arbeit wird immer in einem sozialen Gefüge geleistet, das unterstützend und wertschätzend sein kann. Dann spornt es alle Betroffenen an und eine hohe Leistungsbereitschaft wird begünstigt. Das Arbeitsklima kann aber auch rau oder spannungsgeladen sein. Dies wirkt langfristig demotivierend und schadet der Gesundheit. Seit 17 Jahren vermittle ich als Kursleiter in der Intensivweiterbildung den Umgang mit gesundheitsrelevanten Themen. Oft erhalte ich von den Teilnehmenden die Rückmeldung, dass ich vorlebe, was ich doziere, dass ich sehr authentisch wirke. Es scheint mir zu gelingen, meine Arbeit gesundheitsförderlich zu bewerkstelligen.

 

Martina Heuss, Primarschul­lehrerin in Urdorf

Dass  ich  gesund  bin und bleibe, erachte ich als nur teilweise in meinen Händen liegend. Bis jetzt hatte ich das Glück, von grösseren Unfällen und schweren Krankheiten verschont zu bleiben. Lehrerin zu sein erlebe ich als Balanceakt – wenn ich mich mit Stellenpartnerin, Schulleitung, Kindern und Eltern grundsätzlich verstehe, ist dies eine gute Situation. Habe ich jedoch über längere Zeit unlösbare Probleme mit einer oder mehreren Partien, muss ich meiner Gesundheit zuliebe etwas an der Situation ändern. Ich bin froh, dass ich Teilzeit arbeite und somit Zeit habe, mich mit anderem zu befassen. Für mein Wohlergehen brauche ich Austausch in- und ausserhalb der Schule. Im Schulalltag versuche ich, genügend Wasser zu trinken, mittags ein Power Nap zu machen, nachts genügend zu schlafen und mich auf dem Arbeitsweg und innerhalb des Schulhauses wann immer möglich zu bewegen. Durch regelmässiges Meditieren erhoffe ich noch mehr Gelassenheit zu erlangen.

 

Monica Pool, Sekundarlehrerin in der Stadt Zürich

Für mich passt auch hier Pestalozzis Motto «Kopf, Herz, Hand». Freude und Leidenschaft für die eigene Tätigkeit und Zuneigung zu den Menschen, die einem anvertraut sind, stellen für mich wichtige Faktoren zur Er­haltung der Gesundheit dar. Handle ich nach diesen Grundsätzen, dann fällt es mir leicht(er), gesund zu bleiben. Offenheit gegenüber Neuem und ein loyales und wohlwollendes Team helfen mir über gewisse Untiefen des schulischen Alltages hinweg. Weil ich die Verantwortung für mein körperliches und seelisches Wohlergehen trage, muss ich lernen abzuwägen, wann es sich lohnt zu kämpfen und wann es sinnvoller ist nachzugeben. Das Geniessen von feinem Essen und Beziehungen, von Kultur und Ästhetik sowie von Bewegung und Selbst-Zeit tragen zur Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben bei. In meinem «Tagebuch der schönen Dinge» halte ich fest, was mir Schönes und Erfreuliches passiert ist – nicht nur am letzten Tag des Jahres ein schöner Rückblick.

 

 

 

One thought on “Eine Frage, drei Antworten: Wie bleiben Sie im Beruf gesund?”

  1. Sehr gerne hätte ich hier die Zeilen einer Lehrerin der Kindergartenstufe gelesen. Vielleicht das nächste Mal?
    Vielen Dank fürs Darandenken

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