Lustvolles und praktisches Üben stehen im Vordergrund des Musik-Moduls auf der Primarstufe an der PH Zürich. Maurus Contes Unterricht ist gespickt mit praktischen Tipps für die Studierenden. Sein Credo lautet Praxis vor Theorie, Tiefe statt Breite, Qualität vor Quantität. Oberstes Ziel ist, dass die künftigen Lehrpersonen ihren Schülerinnen und Schülern die Freude an der Musik vermitteln können.
- Alle Bilder: Niklaus Spoerri
«Klassenmusizieren», sagt Maurus Conte in die Runde der 18 im Kreis sitzenden Studierenden, «ist viel mehr als nur Singen. Ebenso geht es um Koordination, Bewegung und Choreographie!» Seinen Worten lässt er mit «Don daya», einer eingängigen Melodie aus Kolumbien, die ihren Reiz durch die dazu ausgeführte Bodypercussion gewinnt, gleich Taten folgen. Der Dozent fordert die Anwesenden an diesem Mittwochmorgen auf, ihm nachzusingen und mit sich steigerndem Schwierigkeitsgrad und Tempo rhythmisch mit Händen, Fingern und Füssen zu klatschen, stampfen und schnippen. Die Aufgabe ist nicht einfach, der Spassfaktor aber hoch. Die meisten Studierenden fallen früher oder später lachend aus dem Takt oder verheddern sich, als abwechselnd eine Hand zur Nase und die andere überkreuzt zum Ohr greifen soll. «Denkt daran», mahnt Conte, «für Erstklässler kann es noch schwierig sein, mit den Fingern zu schnippen!» Solche Tipps ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Lektion.
«Accelerando, und jetzt im Dreiklang!»
Die 15 Frauen und drei Männer, alles Studierende im zweiten Semester auf der Primarstufe mit Musik im Fächerprofil, absolvieren derzeit die Fachdidaktik 1 – von insgesamt 3 Blöcken – , zu der auch die Basiskompetenzen und damit die Theorie gehören. Mit einem digitalen Lehrmittel eignen sich die Studierenden die theoretischen Inhalte selbständig an. Die zweite Säule der Ausbildung bildet die Liedbegleitung mit einem Instrument, entweder Klavier oder Gitarre.
Maurus Contes Unterricht ist durchgetaktet wie eine Manager-Agenda. Der Profi-Musiker und ehemalige Primarlehrer fragt die Studierenden jetzt nach Möglichkeiten, wie das Lied für 1.-Klässler angepasst oder ergänzt werden könnte, und nimmt damit Bezug auf die Gestaltungsprozesse des Lehrplans 21. «Wir gehen häufig vom Lied aus und kommen so von der Praxis in die Theorie», sagt er. Conte schlägt vor, die Unterstufenschülerinnen und -schüler dabei den Liedablauf mit Symbolkärtchen – etwa für schnippende Hände − auf Papier selber aufzeichnen zu lassen. Ein einfacher Ablauf – schnippen, klatschen, stampfen – könne bis zu einer kleinen Choreografie mit Instrumenten und Tanzschritten erweitert werden, so ein nächster Tipp.
Anschliessend thematisiert der 35-Jährige die Musik-Kompetenzbereiche aus dem Lehrplan 21 sowie die in den einzelnen Bereichen zu erreichenden Kompetenzen. «Mit welchen Kompetenzen haben wir uns eben beschäftigt?», will er wissen. Und er richtet einen Appell an die künftigen Lehrpersonen: «Überlegen Sie sich stets, wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler aktiv einbinden und die Aufgabe erschweren, anreichern oder vereinfachen können.» Sein Motto für den Musikunterricht lautet: aus wenig viel machen. «Kreativität und Spass sollen im Vordergrund stehen, Qualität darf aber durchaus eingefordert werden», sagt er. Studentin Simone Weber schätzt diese Art des Unterrichts: «Maurus Conte liefert viele kreative und abwechslungsreiche Inputs für unseren eigenen Unterricht», sagt sie. Vieles davon könne im Modul gemeinsam mit den anderen Studierenden direkt ausprobiert werden. «Dadurch erhalten wir einen Eindruck, wie die Idee mit der Klasse umgesetzt oder stufengerecht angepasst werden kann.»
Inzwischen haben sich die Studierenden mit einem Notenblatt in den Händen um den Flügel versammelt. Maurus Conte stimmt ein Lied an, das sich speziell für die Unterstufe eignet. Die Studierenden setzen ein. «Accelerando!», feuert er die Gruppe an, «und jetzt im Dreiklang, von unten nach oben!» Wieder weist er auf Varianten für die Praxis hin, spielt diese am Klavier vor und fragt, welches Begleitinstrument sich dazu eignen würde. Die Ideen werden gleich umgesetzt und die Studierenden begleiten das Lied nun mit sogenannten Boomwhakers, Xylofonen und Bassklangstäben.
«Ich gehe in den Lektionen vom Erleben und vom Gemeinschaftsgefühl aus und zeige Wege auf, wie im Klassenzimmer der Musikunterricht gestaltet werden kann.» Wichtig sei, dass möglichst oft musiziert und gesungen werde und dass dies alles lustvoll geschehe. Nur so können die Freude an der Musik vermittelt werden und der Funke auf die Klasse überspringen.
Mehr Schub dank Sambagurke
Die musikalischen Vorkenntnisse der angehenden Primarlehrerinnen und -lehrer sind laut Maurus Conte sehr unterschiedlich. Das Spektrum der Studierenden reicht von Anfängern bis hin zu Absolventinnen und Absolventen einer Musikmatura. «Dank Zusatzangeboten können wir diese Niveauunterschiede etwas ausgleichen», sagt der Dozent.
Kurz vor der Mittagspause übt die Gruppe ganz nach Contes Grundsatz passend zur meteorologischen Lage an diesem Morgen das Lied des Schweizer Musikers Andrew Bond «Schlächts Wätter». Zusätzlichen Schub verleihen dem Song Rhythmusinstrumente wie Sambagurken, Djembe, Shaker und Schellenringe.