Den Weg von der Schule ins Erwerbsleben erfolgreich gestalten

Mit dem Beginn der Berufslehre erfolgt für Jugendliche der grosse Schritt ins Erwerbsleben. Das schweizerische Bildungssystem ermöglicht ihnen dabei zahlreiche Zugänge. Eine neue Vortragsreihe der PH Zürich richtet den Fokus auf die verschiedenen Angebote.

Volksschullehrpersonen sind wichtige Akteure bei der Planung der beruflichen Laufbahn ihrer Schülerinnen und Schüler. Insbesondere Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I nehmen bei der Beratung der Jugendlichen eine wichtige Funktion ein: Sie sind erste Ansprechperson für ihre Fragen zu den Anschlussmöglichkeiten nach Abschluss der 3. Sekundarklasse. Hier setzt die Vortragsreihe «Durchlässigkeit und Übergänge im Schweizer Berufsbildungssystem» der PH Zürich an. «Unsere Berufsbildung bietet viele Lösungen, sie ist jedoch geprägt von einer hohen Komplexität», sagt Organisator Markus Maurer von der PH Zürich. «Wir möchten insbesondere Lehrpersonen der Volksschule vertraut machen mit dem System und ihnen aktuelle Debatten erläutern.»

Politischer Druck nimmt zu

Den Auftakt in die Reihe bildete Mitte April das Thema Brückenangebote. «Der Schritt von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II ist ein anspruchsvoller Übergang, der nicht allen Schülerinnen und Schülern gleich gut gelingt», sagt Markus Maurer. Findet jemand keine Anschlusslösung, besteht die Möglichkeit, ein 10. Schuljahr oder ein Berufsvorbereitungsjahr zu absolvieren. «Diese Brückenangebote sind vor allem in jenen Zeiten stark gewachsen, als der Lehrstellenmarkt ausgetrocknet war. Heute stellt sich die Situation anders dar und es gibt weitaus mehr freie Stellen.» Entsprechend erhöhe sich der politische Druck auf diese Angebote und es stellt sich die Frage nach deren Legitimität.
Über diesen Aspekt diskutierten an der Veranstaltung die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem mit Ljiljana Ilic vom Berufsvorbereitungsangebot «profil.» der Stadt Winterthur. Sie wies dabei darauf hin, dass ein beträchtlicher Teil der Schülerinnen und Schüler trotz unzähliger Bewerbungen keine Stelle findet, nicht reif sei für eine Berufslehre oder schlicht noch über keinen konkreten Berufswunsch verfügte. «Haben die Betroffenen ein Jahr länger Zeit für die Berufsfindung oder um sich persönlich weiterzuentwickeln, macht das sehr viel aus. Die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt anschliessend in den meisten Fällen gut.» Keine Lösung sei, dass die Jugendlichen nach der Sekundarstufe I eine Berufswahl treffen, die nicht ihrem Wunsch entspricht. In diesen Fällen sei das Risiko gross, dass es zu einem Lehrabbruch kommt.

Neun Prozent ohne Sek-II-Abschluss

Eine weitere Übergangslösung nach der Sekundarstufe I bildet die sogenannte Attestausbildung, welche die frühere Anlehre ablöste. Sie hat sich in den vergangenen Jahren bewährt, viele Absolventinnen und Absolventen schlossen nach der Attestausbildung eine reguläre Berufslehre ab und konnten so in den Arbeitsmarkt integriert werden. «Trotz dieser Möglichkeit verfügen nach wie vor rund neun Prozent aller Jugendlichen im Alter von cirka 20 Jahren über keinen Abschluss der Sekundarstufe II. Das ist eine sehr hohe Zahl», sagt Markus Maurer. Die Frage nach den Gründen sowie mögliche Lösungswege sind Thema am zweiten Veranstaltungsabend Ende Juni.
Im dritten und im abschliessenden vierten Teil der Vortragsreihe stehen die Berufsmaturität respektive die höheren Fachschulen im Zentrum. Dabei geht es einerseits um die zunehmende Konkurrenzsituation an Fachhochschulen zwischen Personen mit gymnasialer Matur und Berufsmatur sowie andererseits um die Positionierung der höheren Fachschulen.