Der Lernmedien-Shop feiert diesen Monat sein 20-jähriges Jubiläum. Monique Renold baute den Shop damals auf und leitet ihn noch heute. Im Interview gibt sie Auskunft über die Geschichte und Zukunft des Shops und weshalb er in den rauen Zeiten für Buchläden trotzdem prosperiert.
Akzente: Gibt es im Lernmedien-Shop einen Artikel, der vor 20 Jahren auch schon in der Auslage stand?
Renold: Das würde mich sehr erstaunen. Einerseits ist der Lernmedien-Markt dafür viel zu dynamisch. Neue Technologien und Erkenntnisse aus der Lernforschung, Bildungsreformen und veränderte Ansprüche im Schulfeld halten das Veränderungstempo hoch. Andererseits hängt das aber auch damit zusammen, dass wir uns selber ständig weiterentwickelt haben seit der Gründung.
Wie hat sich der Lehrmittel-Shop entwickelt in diesen zwei Jahrzehnten?
Ursprünglich waren wir ein Ausstellungsraum für unsere drei Verlagspartner, in dem Lehrpersonen neue Lehrmittel in Augenschein nehmen konnten. Neben den Lehrpersonen erschlossen wir mit der Gründung der PH Zürich 2002 zuerst Studierende als neue Kundengruppe und später Eltern, die ihre Kinder beim Lernen unterstützen möchten. Für alle Kundensegmente erweiterten wir unser Sortiment sukzessive und führen seit einigen Jahren auch eine kleine Papeterie für den Notbedarf. Heute sind wir im Bereich Lernmedien und Fachliteratur für Lehrerinnen und Lehrer der grösste Fachhändler der Schweiz. Bei uns gibt es wirklich fast alles und darauf bin ich stolz.
Der bequeme Onlinehandel hat viele Buchhandlungen zur Aufgabe bewogen. Weshalb ist euer Laden dennoch gut besucht?
Wir führen ebenfalls einen Online-Shop. Der Anteil am Umsatz aus dem Ladengeschäft überwiegt jedoch weiterhin und nimmt tendenziell eher wieder zu. Dies lässt sich teilweise durch die eben beschriebene Marktführerschaft erklären oder durch die privilegierte Lage direkt beim Hauptbahnhof sowie die Nähe zu Bildungsstätten mit tausenden Studierenden. Den wesentlichsten Grund sehe ich jedoch in den besonderen Bedürfnissen unserer Kundschaft.
Welche Bedürfnisse sprechen Sie hier an?
Studierende der PH Zürich, der BMS und der HWZ finden hier ihre Literatur wenige Schritte von ihrem Studienort entfernt, zuverlässig und sofort bereit vor. Lehrerinnen und Lehrer profitieren von der Vollständigkeit des Sortiments und dass sie in Ruhe und gemütlicher Atmosphäre in Fachbüchern und Lernmedien schmökern können. Eltern schätzen vor allem die fachkundige Beratung.
Sind die Mitarbeitenden im Lernmedien-Shop ehemalige Lehrpersonen?
Nein. Das ist aus meiner Sicht auch nicht nötig. Wir führen als Fachbuchhandlung ausschliesslich Lernmedien. Unsere langjährigen Mitarbeitenden verfügen in diesem Genre über herausragende Kenntnisse.
Die Digitalisierung der Medien und der Klassenzimmer schreitet voran. Wie spüren Sie das?
Der Anteil an Lernmedien mit beigelegten Datenträgern oder Zugangscodes zu ergänzenden Online-Inhalten nimmt seit Jahren zu. Ebenso steigen die Auswahl und die didaktische Qualität von Lernsoftware kontinuierlich an und werden wohl weiter zunehmen. Dennoch glaube ich nicht, dass diese Entwicklung ewig weitergeht. Gedruckte Lernmedien werden unentbehrlich bleiben.
Spricht hier nicht eine nostalgische Verklärung aus Ihnen?
Nein. Und zwar nicht nur, weil das handschriftliche Schreiben auch in der Schule der Zukunft Bedeutung behalten wird. Alle Methoden und Medien zur schulischen Wissensvermittlung – der Unterricht, gedruckte und digitale Lehrmittel – verfügen über unterschiedliche Stärken und Schwächen für den Lernerfolg. Gefragt ist folglich der richtige Mix. Für die Verarbeitung von komplexen Lerninhalten beispielsweise sind gedruckte Lehrbücher unschlagbar. Das sehen wir an der Lernmedienwahl der Studierenden: Mit wenigen Ausnahmen entscheiden sie sich immer für die gedruckten Studienbücher, obwohl sie auch digital verfügbar wären.
Welches Lernmedium sollte in keinem Haushalt fehlen?
Der «Schweizer Weltatlas» bildet seit über 100 Jahren ein absolutes Glanzlicht unter den Lernmedien und gehört deshalb in jedes Bücherregal. Im Sommer 2017 wurde er neu aufgelegt.
Wie sieht das Sortiment des Lernmedien-Shops in 20 Jahren aus?
Das hängt stark von der didaktischen und technologischen Entwicklung ab. Gewiss ist für mich lediglich: Es wird eine grosse Auswahl an gedruckten Büchern umfassen, weiterhin auf die Bedürfnisse unserer Kundschaft ausgerichtet und deshalb so vielfältig sein wie heute.