Das Fach «Haushaltskunde» wird im Lehrplan 21 neu als Fachbereich «Wirtschaft – Arbeit – Haushalt» – kurz WAH – weitergeführt. Monika Albrecht, die WAH-Fachkoordinatorin der PH Zürich, gibt im Interview Auskunft über Ziele und Inhalte des neuen Fachbereichs sowie über Unterstützungen und Herausforderungen bei dessen Einführung.
Akzente: Neben dem Haushalt finden sich in der neuen Fachbezeichnung zwei weitere grosse Themenfelder. Wurde der Fachbereich mit dem Lehrplanwechsel grundlegend neu ausgerichtet?Â
Albrecht: Wirtschaft und Arbeit sind im Haushaltskunde-Unterricht und in der Fachausbildung der Lehrpersonen seit langer Zeit zentrale Themenfelder, selbst wenn sie in der aktuellen Fachbezeichnung nicht explizit genannt werden. Die amtierenden Haushaltskunde-Lehrpersonen bringen deshalb bereits alle Fachkompetenzen für einen professionelle WAH-Unterricht mit. Und Themenbereiche wie beispielsweise Konsum, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Ernährung, Umgang mit Geld oder Work-Life-Balance finden sich aus diesem Grund seit langem in den Lehrplänen verschiedener Kantone und werden auch im WAH-Unterricht weiterverfolgt. Auch der Fokus auf den Alltag und die grundsätzliche Zielrichtung des Fachbereichs werden weitergeführt. Jugendliche zu befähigen, ihren Alltag selbstbestimmt, verantwortungsvoll und gesundheitsförderlich zu gestalten, bleibt als übergeordnetes Ziel bestehen. Selbstverständlich ist die Umstellung aber auch mit Veränderungen verbunden.
In welchen Bereichen erkennen Sie die namhaftesten Veränderungen?
Die Grundlagen der Kompetenzziele, die dem WAH-Fachbereich zugeordnet sind, werden neu bereits in der Primarschule systematisch gefördert. Die WAH-Lehrpersonen auf der Sekundarstufe können dadurch auf bekannten, bereits vorhandenen Kompetenzen aufbauen und sie weiterentwickeln. Zudem werden dank klar definierter Kompetenzziele die Schnittstellen innerhalb des Fachbereichs sowie zu Themenbereichen anderer Schulfächer wesentlich offensichtlicher. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für fachübergreifende Kooperation und fördert die Sichtbarkeit und Einbindung des Fachbereichs in den Schulen. Die wichtigste inhaltliche Veränderung ist aus meiner Sicht, dass die Ökonomie gegenüber früheren Lehrplänen stärker akzentuiert wird. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass viele Alltagsentscheidungen ein Verständnis grundlegender ökonomischer Prinzipien und Zusammenhänge erfordern.
Die Gleichsetzung von «Husi» mit Kochunterricht ist stark verankert in der allgemeinen Wahrnehmung. Welche Rolle spielen Kochkompetenzen in WAH noch?
Dass der Haushaltkundeunterricht seit langem auch Themen rund um gesunde Ernährung oder Konsum- und Umweltfragen behandelt, hat viele Aussenstehende tatsächlich nicht erreicht. Das Zubereiten von Nahrung ist eine wichtige Alltagskompetenz und bleibt deshalb im Zusammenhang mit Gesundheit und Ernährung selbstverständlich auch im neuen Fachbereich bedeutend. Der Aufbau eines Grundvertrauens und von anschlussfähigen Basiskompetenzen im Zubereiten von Gerichten bleiben wichtige Kompetenzziele.
Welche Herausforderungen kommen mit dem Lehrplanwechsel auf die Haushaltskunde-Lehrpersonen und Schulen zu?
Wie bereits erwähnt, sind die Haushaltkundelehrpersonen im Amt fachlich fit für den WAH-Unterricht. Die Umstellung auf den kompetenzorientierten Unterricht wird aber auch sie herausfordern, da er ein Umdenken und Anpassen des Unterrichts erfordert. Durch die thematischen Verflechtungen der Kompetenzbereiche innerhalb WAH sowie mit anderen Fächern ist zudem absehbar, dass sich der Koordinationsaufwand erhöhen wird. Auf Schulen kommen allenfalls räumliche Herausforderungen zu. Für viele Inhalte im WAH-Unterricht ist die Raumaufteilung und die Infrastruktur der gegenwärtigen Fachräume wenig geeignet.
Wie werden die Lehrpersonen bei der Umstellung unterstützt?
Neben den schulinternen Angeboten bieten wir an der PH Zürich seit diesem Herbst im Auftrag des Volksschulamts eine viertägige Basisweiterbildung für Zürcher Haushaltkunde-Lehrpersonen an. Diese widmet sich der Kompetenzorientierung und fokussiert ökonomische Themen, die in WAH grössere Bedeutung erhalten. Bei den zweitägigen Vertiefungskursen, die wir ab kommendem Schuljahr anbieten, können die Lehrpersonen aus drei Angeboten mit verschiedenen Themenschwerpunkten wählen. Zudem ist auch bei den Lehrmitteln einiges in Bewegung.
Sind Sie zuversichtlich im Hinblick auf die Umstellung?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Umstellung gut gelingen wird. Einerseits weil Haushaltkunde-Lehrpersonen im Umgang mit Wandel geübt sind, da sich ihre Themenbereiche durch gesellschaftliche Entwicklungen seit jeher ständig verändert und Anpassungen im Unterricht erfordert haben. Andererseits aber auch, weil ihnen das Verknüpfen von Wissen und Handeln – dem Anspruch der Kompetenzorientierung – aus ihrer bisherigen Unterrichtstätigkeit sehr vertraut ist. Der Übergang hält neue Chancen für den Fachbereich bereit: für vermehrte Kooperationen mit anderen Lehrpersonen oder für eine bessere personelle und inhaltliche Einbindung des Fachbereichs in den Schulen. Nicht zuletzt aber auch dafür, die wichtigen Beiträge von WAH zur Allgemeinbildung zugänglicher und offensichtlicher zu machen. Die «Husi» wird im Lehrplan 21 damit klar gestärkt.