Seit Beginn der 2000er-Jahre haben sich die Schulen vielen Neuerungen, welche vorwiegend im organisationsbezogenen Bereich zu verorten sind, stellen müssen. Ziel dieser Neuerungen ist es, sich kontinuierlich zu verbessern. Im Zuge dessen wurde auch den Lehrpersonen in der Vergangenheit einiges abverlangt. Wenn ich an meine Lehrtätigkeit als Berufsfachschullehrerin denke, dann waren Innovationen für die Lehrerschaft vor allem mit einem verbunden – mit viel Arbeit. Wenn der Nutzen solcher Innovationen nicht direkt erfahrbar ist, ist es verständlicherweise oftmals schwierig, Lehrpersonen neben der ohnehin hohen Unterrichtsverpflichtung zusätzlich in Pilotprojekte zu involvieren.
Eine der bedeutsamsten Innovationen im Bildungsbereich war in den letzten Jahren die Umsetzung der Kompetenzorientierung. Für meine Tätigkeit an der PH Zürich bedeutet dies, meinen Studierenden das notwendige Wissen und die Fertigkeiten so zu vermitteln, dass sie dieses Wissen flexibel in konkreten Situationen einsetzen können. Konkret bedeutet dies beispielsweise, Fachwissen in einen Anwendungszusammenhang einzubetten.
Darüber hinaus muss ich meine Studierenden darauf vorbereiten, selber kompetenzorientiert zu unterrichten. Dies bedeutet oftmals, dass sie sich verabschieden müssen von bekannten, eher inhaltsorientierten Unterrichtsmethoden, welche sie selbst in ihrer Schulzeit erlebt haben. Dies stellt sowohl für die Studierenden als auch für uns Dozierende eine besondere Herausforderung dar.
Um diese Aufgabe zukünftig noch besser meistern zu können, haben wir uns in einem unserer Studiengänge auf der Sekundarstufe II dafür entschieden, den Studierenden ab dem Herbstsemester 2018 ein begleitetes Selbststudium anzubieten. Dabei erarbeiten, vertiefen und reflektieren die Studierenden alleine oder in Gruppen selbstgesteuert und -organisiert Wissen und Kompetenzen. Gleichzeitig soll ihnen diese Lernform Kooperation, Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken ermöglichen. Der Dozent oder die Dozentin ist während dieser Zeit anwesend und beantwortet aufkommende Fragen. So können die Studierenden von uns individuell beraten und unterstützt sowie zielgerichtet darauf vorbereitet werden, die Kompetenzorientierung in ihrem Unterricht auch wirklich adressaten- und themengerecht umzusetzen. Unser Ziel ist es, das Prinzip der Kompetenzorientierung für die Studierenden auf diesem Weg fassbarer zu machen.
Wenn ich an diese bevorstehende Aufgabe denke, erhalten Innovationen eine andere Bedeutung. Sie bringen zwar immer noch viel Arbeit mit sich, können von uns aber anders als in der Berufsfachschule unmittelbar umgesetzt werden. Dies macht die Resultate direkt erfahrbar. So werden Innovationen nicht zu einer schweren Last, sondern zu einer Inspirationsquelle für weitere Tätigkeiten. Im Sinne meiner eigenen Kompetenzentwicklung gilt für mich daher in Anlehnung an das altbekannte Sprichwort: «Nur wer sich ändert, Bestehendes kontinuierlich hinterfragt und neue Wege geht, bleibt sich treu».
Innovationen als Inspirationsquelle
Silke Fischer ist Berufsfachschullehrerin und Dozentin auf der Sekundarstufe II an der PH Zürich.