Die Bachelorarbeit

Daniel Manz hat für seine Bachelorarbeit ein Thema gewählt, das derzeit stark im Fokus der Öffentlichkeit steht: Im Zentrum steht die Frage, wie Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge im Unterrichtsalltag eingebunden werden können. «Ich bin durch mein Praktikum bei der Flüchtlingshilfe Liechtenstein auf diese Thematik gestossen», erklärt der Primarstufenstudent. Neben dem Theorieteil näherte er sich dem Thema aus vier verschiedenen Perspektiven, wozu er zwei Lehrpersonen, einen Therapeuten, den Verantwortlichen des Asylzentrums Vaduz sowie einen Schüler interviewte.
Die   beiden   befragten Lehrerinnen   unterrichten Deutsch als Intensivkurs. Sie erachten es als ihre zentrale Aufgabe, dass die Schülerinnen und Schüler sich schnellstmöglich mündlich verständigen können. Ein besonderes Anliegen ist es ihnen dabei, dass die Kinder und Jugendlichen auf Alltagssituationen vorbereitet werden und zum Beispiel selbstständig zum Arzt oder zur Post gehen können. Die Arbeit mit den Flüchtlingskindern bedeute für die Pädagoginnen aber auch eine gewisse psychologische Belastung: Die Schicksale der Minderjährigen können teilweise sehr vereinnahmend sein. In der Reflexion seiner Arbeit fügt Daniel Manz an, dass es aus diesem Grund auch wichtig sei, dass Lehrpersonen auf ihren Selbstschutz und den nötigen Abstand achten. Dieser Gedanke wird auch durch das Interview mit dem Psychiater und Psychotraumatologen bestätigt. Laut ihm habe Schule klar einen pädagogischen und keinen therapeutischen Auftrag. Aber die beiden Bereiche ergänzen sich und es sei förderlich, dass die Schule den Kindern Struktur liefere. Denn die traumatischen Erlebnisse der Flucht und die Bedingungen im Ankunftsland, der Mangel an Perspektive und Orientierung können die gesunde Entwicklung des Kindes stark behindern. Umso wichtiger sei es deshalb, dass die Kinder mit der therapeutischen Hilfe «aufgefangen werden».
Aus der institutionellen Sichtweise   stehe laut dem Leiter des Asylzentrums die Koordination der schulischen Abläufe im Vordergrund. Neben Hausaufgabenhilfe durch Freiwillige werden die schulpflichtigen Asylsuchenden mit Kleidung, Sportausrüstung und Schreibutensilien versorgt. Dass die Kinder die Schule besuchen, erleichtere das Zusammenleben in der Asylunterkunft und helfe ihnen bei der Integration im neuen Umfeld. Dies ging auch aus dem Gespräch mit dem 15-jährigen Ali aus Afghanistan hervor. Der Schüler erzählt, er gehe gerne zur Schule, wolle später aufs Gymnasium und sei Mitglied in einem Fussballverein. Wie offen er dabei über seine Erlebnisse sprechen konnte, berührte Daniel Manz besonders: «Die Details seiner Flucht waren sehr eindrücklich und gaben mir noch lange zu denken.»
Die Bachelorarbeit bedeutete für den 23-Jährigen auch einen Fortschritt auf der persönlichen Ebene: «Die Gespräche gaben mir das Gefühl, meinen Platz gefunden zu haben.» Inzwischen unterrichtet Daniel Manz an der Primarschule Hirzel.