
Peter Fäh ist Student auf der Sekundarstufe I und Tutor im Schreibzentrum der PH Zürich.
«Weisst du, du musst einfach mal lernen, zur Ruhe zu kommen.» Ich habe mich schon lange nicht mehr über einen Satz so geärgert wie über diesen. Er kommt von einem guten Freund, dem ich gerade erzählt habe, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Mühe mit dem Einschlafen habe. Ich ärgere mich nicht, weil ich mit ihm nicht einverstanden bin, sondern weil ich schon vor Monaten zu eben dieser Erkenntnis gekommen bin.
Ich ärgere mich, weil sie mich nicht weiterbringt. Wie soll ich denn bitteschön zur Ruhe kommen? Mein Alltag besteht ja nahezu nur aus Lärm. Von dem Moment an, wo mich mein Wecker unsanft aus dem Schlaf klingelt, bin ich einer ständigen Beschallung ausgesetzt.
Dusche, Strasse, Bus, Bahn-hof, Zug, Baustellen, Dozenten, Mitstudenten: Sie alle plärren tagein, tagaus auf mich ein und kaum bin ich zu Hause, geht der Lärm in meinem Kopf weiter. Arbeiten, die ich noch schreiben muss, Freunde, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe, Sitzungen, die ich noch vorbereiten muss, und wenn für einen Moment mal meine Gedanken zur Ruhe kommen sollten, füllt meine innere Jukebox die Stille mit «Atemlos durch die Nacht» oder einem anderen Song, den ich nicht ausstehen kann.
Nach einer Weile merke ich, dass mich mein Freund erwartungsvoll anschaut. Also nicke ich hastig, bedanke mich für den
Tipp und unterdrücke mit aller Kraft den Impuls, ihm mein Bier über die Hose zu schütten.