«Du bist meine Seele, Chomeini», riefen Hunderttausende, als der Ayatollah 1979 in Teheran eintraf und den kurzen Frühling der Freiheit beendete. Aber es war nicht der echte Chomeini, der im Wagen an den Massen vorbeifuhr, sondern sein Bruder, der die Menschen täuschte, während sich Chomeini ausruhte und später im Hubschrauber zu seiner ersten Rede erschien. Bahman Nirumand, der als Jugendlicher den Iran verliess, um im Deutschland der Nachkriegsjahre seine Schulausbildung fortzusetzen, hatte im Exil unermüdlich für die iranische Revolution gearbeitet. Die Errichtung des islamischen Gottesstaates unter Chomeini sei die grösste Enttäuschung seines Lebens, bilanziert er in seiner Autobiographie. Besonders in Zeiten alternativer Fakten und IS-Terrors ist Nirumands geistreiche Auseinandersetzung mit dem Leben in zwei Kulturen, mit Diktatur und Demokratie eine Fundgrube für alle politisch und historisch Interessierten.
Leben in der Opposition
B. Nirumand. Weit entfernt von dem Ort, an dem ich sein müsste. Autobiographie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2011. 381 Seiten.