Wege zu einer besseren Vereinbarkeit

Einigkeit auf dem Podium: Tagesschulstrukturen alleine führen nicht zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Einigkeit auf dem Podium: Tagesschulstrukturen alleine führen nicht zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Foto: Olivia Rigoni

Die Stadt Zürich möchte bis ins Jahr 2025 eine flächendeckende Ganztagesbetreuung einführen. Grund dafür ist der steigende Bedarf an ausserfamiliären Betreuungsangeboten. Dazu führt sie zurzeit das Pilotprojekt «Tagesschule 2025» durch. Die Stiftung Pestalozzianum hat Ende November an ihrer traditionellen Podiumsveranstaltung die Thematik aufgenommen und dabei die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufstätigkeit sowie der Rolle der Schule im Zusammenhang mit der Einführung von Tagesschulen ins Zentrum gerückt.
An der Diskussion nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Berufsbranchen teil: Diversity-Spezialistin Olivia Frei von der AXA Winterthur, Volksschulamt-Chefin Marion Völger, Journalistin Nicole Althaus von der NZZ am Sonntag sowie Michael Geiss, Leiter der Forschungsstelle Bildung im Arbeitsleben der Universität Zürich. Die Leitung des Gesprächs hatte Kantonsschullehrer und Autor Michael Pfister.
Die Podiumsgäste waren sich darüber einig: Die Schule muss sich an veränderte gesellschaftliche Erwartungen anpassen. Da diese Erwartungen aber recht heterogen sind, steht die Einführung einer Ganztagesbetreuung nicht in allen Gemeinden zuoberst auf der bildungspolitischen Agenda. Und auch wenn sie eingeführt wird, macht sie alleine die Wunschvorstellung einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht wahr. Vielmehr müsste sich das Zusammenspiel von Schule, Arbeitswelt und Familie verbessern. Was sich dazu in Wirtschaft, Schule, Familie und der Politik verändern müsse und was die Wissenschaft hier beitragen könne, war Thema der Diskussion.
Wichtig sei es, die Auswirkungen von Elternschaft auf Berufskarrieren und auf Arbeitsstrukturen genauer zu untersuchen. Einige Faktoren, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf begünstigen, sind bekannt: Neben der Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten und flexible Arbeitszeitmodelle bereitzustellen, brauche es auf Seite der Arbeitgeber die Bereitschaft, auf sich verändernde Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen und entsprechend neue Wege zu finden.
Nicht nur in der Arbeitswelt, sondern gesamtgesellschaftlich brauche es ein Umdenken. Und ein solches Umdenken müsse direkte Konsequenzen auf die Sozial-, Familien- und Bildungspolitik haben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei immer noch ein Problem, welches vor allem Frauen treffe: Verankerte geschlechterspezifische Rollenbilder verhindern eine echte Gleichberechtigung und stabilisieren ein Ungleichgewicht in der Arbeitswelt, bei der Kinderbetreuung und bei familiären Aufgaben.