«In einer zweiten Klasse wiesen 19 von 24 Schülerinnen und Schülern einen mehrsprachigen Hintergrund auf», schreibt Lena Hangartner über ihr Quartalspraktikum an der Primarschule Uster. Ihre Beobachtung steht stellvertretend für die aktuelle Entwicklung im ganzen Kanton. Laut der Bildungsdirektion des Kantons Zürich steigt die Zahl der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) deutlich an. Im Schuljahr 2013 waren es 40 Prozent und somit fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler. Die meisten reden Albanisch, gefolgt von Italienisch und Portugiesisch. Lena Hangartner war inspiriert von dem hochaktuellen Thema und ihrer eigenen Erfahrung. Das Thema ihrer Bachelorarbeit stand deshalb schnell fest. Die Studentin wollte sich darauf konzentrieren, wie sie den Sprachstand von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache diagnostizieren und fördern kann: «Ich möchte herausfinden, wie ich in solchen Situationen am besten handle und welche Möglichkeiten ich habe, die Kinder im Regelunterricht so gut wie möglich zu unterstützen», erläutert sie ihre Überlegungen.
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat sich die Autorin durch eine Vielzahl von Theorien gearbeitet. «Die Zweitsprache ist die Sprache, die nach der Erstsprache erworben wird. Während es bei der Entwicklung der Erstsprache vorrangig um die Persönlichkeitsentwicklung geht, teilt man den Erwerb der Zweitsprache primär der Sozialisation zu», zitiert Lena Hangartner aus der Literatur der Bildungsexpertin Sandra Hutterli. Dies konnte sie auch selber während ihres Praktikums in Uster feststellen: Gerade DaZ-Kinder seien sehr motiviert, die Sprache zu erlernen, da sie mit den anderen spielen und sich integrieren wollen. Doch auch abstraktere Ansätze haben die 26-Jährige fasziniert: beispielsweise die Theorie des mentalen Lexikons. Sie ist eine mögliche Erklärung dafür, mit welchem System Wörter im Gedächtnis abgespeichert werden. «Diese Fülle an Informationen für den Theorieteil war aber schlussendlich mein grösster Stolperstein. Ich musste mich sehr stark eingrenzen», sagt Lena Hangartner rückblickend. Denn auch der Teil mit der empirischen Analyse durfte in ihrer Arbeit nicht zu kurz kommen. Dafür hat sie mit zwei ausgewählten Kindern Sprachtests durchgeführt und anhand ihrer Sprachprofile individuelle Förderungsmöglichkeiten erstellt.
Lena Hangartner ist mit viel Herzblut ans Werk gegangen. Dies kommt in der Arbeit schön zum Ausdruck. Am wichtigsten sind ihr die Erkenntnisse, die sie für ihre berufliche Zukunft als Lehrperson mit in die Schule nimmt. Zum Beispiel, dass man die Schülerinnen und Schüler je nach Sprachniveau in kleine Gruppen einteilt und so auf spielerische Weise schnell Erfolge erzielen kann. Und die Studentin meint abschliessend: «Natürlich ist die Förderung anstrengend.» Doch sie sehe die Arbeit mit fremdsprachigen Kindern als Chance. Sie bedeute immer auch einen Kulturaustausch.
Die Bachelorarbeit
Bachelorarbeit von Lena Hangartner:
«Diagnose des Sprachstandes von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache»