Politische Lindgren

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«Die Menschheit hat den Verstand verloren» – diese Aussage, die ein Kommentar der Ereignisse des Jahres 2016 sein könnte – machte Astrid Lindgren 1942. In 17 Tagebüchern dokumentierte sie das Geschehen rund um den Zweiten Weltkrieg. Eine wichtige Informationsquelle war ihre Arbeit bei der Briefzensur des schwedischen Nachrichtendienstes. Aus der Perspektive der verschonten Schweden schreibt sie von den Ereignissen in der grösseren und kleineren Welt, am 20. März 1944 etwa von den Friedensverhandlungen zwischen Finnland und Russland und den Masern ihrer Tochter an der Heimatfront. Lindgrens Chronik ermöglicht den Zugang zur politischen Seite der Kinderbuchautorin, so z.B. durch ihre denkwürdige Bemerkung am Ende der Aufzeichnungen, dass das Jahr 1945 nicht nur den Frieden nach dem Weltkrieg, sondern auch die Atombombe gebracht habe: «Der Frieden bietet keine grosse Geborgenheit, die Atombombe wirft ihren Schatten auf ihn.»

Astrid Lindgren. Die Menschheit hat den Verstand verloren. Tagebücher 1939-1945. Reinbek: Ullstein, 2015. 573 Seiten.

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