Kontrapunkte zu Pornos für Jugendliche

Plädierte dafür, das Thema Sexualität bereits in der Primarschule anzugehen: Lukas Geiser (rechts) von der PH Zürich.

Plädierte dafür, das Thema Sexualität bereits in der Primarschule anzugehen: Lukas Geiser (rechts) von der PH Zürich. Foto: Olivia Rigoni

«Gottlob bin ich nicht mehr fünfzehn», sagte Sexologe Martin Bachmann nach dem Film «Amateur Teens». Dieser war Ausgangspunkt einer Podiumsdiskussion an der PH Zürich zum Umgang mit Sexualität in der Schule und Hochschule, moderiert von Monique Honegger von der Kommission Diversity_Gender der PH Zürich. Der Film handelt von einer Gruppe Teenager an einer Zürcher Sekundarschule. Die Tragödie beginnt, als ein gefälschtes Nacktfoto der neuen Schülerin Lara in allen WhatsApp-Gruppen kursiert und erreicht einen Wendepunkt, als Lara von fünf Klassenkameraden vergewaltigt wird. Lara erlangt Anerkennung – und wird zum Teil bewundert –, als sie danach berichtet, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt habe.
«Der Film fordert auf dramatische Weise auf, sich mit der Frage von Werten auseinanderzusetzen», sagte die Medienpädagogin Friederike Tilemann auf dem Podium. Er zeige zudem, wie wichtig Medienkompetenz sei. Jugendliche müssen lernen, dass es nicht erlaubt sei, Bilder von anderen gegen deren Willen zu verschicken oder gar zu verändern. Seline Kunz, Erziehungs- und Genderwissenschaftlerin, sieht eine Problematik der Bilder zudem darin, dass sich viele Frauen mit Frauenkörpern in Pornos vergleichen und fürchteten, nicht zu genügen. Daher sei es zentral, so Sexualpädagoge Lukas Geiser, dass Jugendliche auch von Erwachsenen Referenzwerte für Liebe und Erotik erhielten als Kontrapunkt zur Sexualität in den Medien. Das bedeute, fügte Bachmann an, dass Heranwachsende lernen, was emotional zu einem schönen Sexualleben gehören kann.
Wie aber tritt man in Beziehung mit Jugendlichen? Indem man sich für ihre Lebenswelt und nicht für ihr Sexualleben interessiere, empfahl Geiser. So habe er dem Vater eines 14-Jährigen anstelle eines Aufklärungsgesprächs geraten, etwas zu unternehmen, wofür sich Vater und Sohn interessieren. Konkret war es der Besuch eines Formel-1-Rennens in Monza – mit dem Auto. «Wenn man gemeinsam Auto fährt, kann man sich nicht ausweichen. Man sitzt nebeneinander, muss sich jedoch nicht in die Augen schauen.» «Aber wir können nicht mit einer ganzen Klasse im Auto sitzen!», warf Honegger ein. «Lehrpersonen müssen im Unterricht Räume für Gespräche öffnen», entgegnete Kunz. «Sie sollen zeigen, dass sie sich für dieselben Fragen interessieren», ergänzte Bachmann. «Lehrpersonen müssen lernen wahrzunehmen, was Schülerinnen und Schüler beschäftigt», so Geiser, der dafür plädierte, das Thema Sexualität bereits in der Primarschule anzugehen.