In einem gross angelegten Projekt werden innerhalb der kommenden sechs Jahre die bildungshistorisch wertvollen Bestände der Stiftung Pestalozzianum erschlossen, restauriert und digitalisiert. Im September sind die ersten zwei von insgesamt fünf Teilprojekten gestartet.

Werden restauriert: Architekturpläne von Schulhäusern aus den Jahren 1874 – 1904. Foto: Christoph Hotz
Die Stiftung Pestalozzianum besitzt umfangreiche, teils einmalige bildungshistorische Sammlungen. Zu ihnen gehören die Forschungsbibliothek Pestalozzianum, das Archiv der Kinder- und Jugendzeichnung, historische Lehrmittel sowie Vor- und Nachlässe von Zürcher Pädagogen. Durch die finanzielle Unterstützung des Lotteriefonds des Kantons Zürich im Umfang von rund sieben Millionen Franken können die Sammlungen erhalten und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Welt aus Kinderhand
Im September ist das Teilprojekt zur Erschliessung und Digitalisierung der rund 50 000 Kinderzeichnungen gestartet. Im Archiv der Kinder- und Jugendzeichnung lagern Kinderzeichnungen vor allem aus dem Zeitraum zwischen den 1930er und 1980er Jahren. Darüber hinaus bewahrt es Zeichenvorlagen, -hefte und Zeichnungssammlungen seit dem späten 18. Jahrhundert auf. Die Bilder sind weder in einem Recherchekatalog verzeichnet, noch signiert und darum nur schwer zugänglich. In den vergangenen Monaten wurden die Zeichnungen für die Digitalisierung vorbereitet. Das heisst, sie wurden gezählt, sortiert und signiert. Vor wenigen Wochen startete die Digitalisierung der Bilder, bis Ende 2017 wird sie abgeschlossen sein. Parallel dazu werden die digitalisierten Bilder erschlossen und – im Sinne einer breiten Nutzungsmöglichkeit – sukzessive über mehrere Portale zugänglich gemacht.
Restauration kolorierter Schulhauspläne
Das zweite Teilprojekt widmet sich der Forschungsbibliothek. Diese hat einen einmaligen Bestand von teilweise 200-jährigen Büchern, darunter viele Schätze wie zum Beispiel die Sammlung «Pestalozziana», welche das Leben und Werk Pestalozzis und der Bildungsentwicklungen seiner Zeit dokumentiert. Diese Schätze gilt es zu heben und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Um den Erhalt der Forschungsbibliothek zu gewährleisten, werden Teile der Bestände restauriert und entsäuert. Einige Bestände werden zudem digitalisiert.
In einem ersten Pilotprojekt werden nun Berichte der Zürcher Schulsynode digitalisiert und wo nötig entsäuert, um dem stetig fortschreitenden Zerfall des Papiers vorzubeugen. Die Berichte enthalten wertvolle Hinweise zum Verständnis bildungshistorischer Zusammenhänge im Kanton Zürich, besonders im Kontext der gesetzlich verankerten Mitsprache von Lehrerinnen und Lehrern.
Im zweiten Pilotprojekt werden die Architekturpläne von Schulhäusern, die so genannten «Plans maisons d’école» bearbeitet. An den kolorierten Schulhausplänen werden verschiedene bestandserhaltende Massnahmen durchgeführt: Einerseits muss der Ledereinband restauriert werden, andererseits muss das Papier einer Entsäuerung zugeführt werden. Parallel zu den zwei Pilotprojekten findet eine umfassende Triage zur Priorisierung der Bestände statt. Neben der Einschätzung der inhaltlichen Relevanz für Forschung und Öffentlichkeit wird auch der Zustand der Werke begutachtet. Ab Frühjahr 2017 sollen auf der Grundlage eines Priorisierungskonzepts weitere Bestände bearbeitet werden. Die anderen drei Teilprojekte starten sukzessive 2017 und 2018.