«Vermächtnisse erzählen keine einfachen Geschichten», konstatiert der britische Töpfer Edmund de Waal, der sich nach dem Tod seines GrossÂonkels der 264 Netsuke – japanische Miniaturschnitzereien aus Holz und Elfenbein – annehmen soll. Er begibt sich auf die Spuren seiner Vorfahren, der jüdischen Familie Ephrussi aus Odessa. Seine Reise führt ihn zuerst nach Paris zum Sammler Charles Ephrussi, der die Netsuke in den 1870er-Jahren erworben hat. Später finden sie im Ankleidezimmer von de Waals Urgrossmutter, in einem Wiener Palais, eine neue Heimat. Als 1938 das gesamte Familienvermögen der Arisierung zum Opfer fällt, werden nur die Netsuke gerettet: Stück für Stück in der Schürze des Kindermädchens. Warum sollten sie den Krieg überlebt haben, wo es so vielen Menschen nicht gelungen ist, fragt der Chronist, der die Geschichte seiner Familie zurückerobert hat. Die Netsuke haben ihm dabei geholfen. Jetzt stehen sie neben seinem Klavier.
Trost der Dinge
E. de Waal. Der Hase mit den BernsteinÂaugen: Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi. Ãœbers. v. Brigitte Hilzensauer. München: dtv, 2014. 407 Seiten.
One thought on “Trost der Dinge”
Comments are closed.