Kennen Sie das? Ich liege gemütlich dösend im Bett und plötzlich, ein nur allzu bekannter Ton reisst mich aus dem nebulösen Halbschlafzustand, bereits irgendwo auf halber Strecke zwischen Traumwelt und Nirvana. Das Telefon! Nicht schon wieder, murmle ich und stehe abrupt auf, wobei ich gleichzeitig an meinen Orthopäden denke, welcher laut aufschreiend «Passed Sie uf ihri Bandschiibe uf» rufen würde. Weil ich eine Gwundernase und obendrauf noch viel zu jung für einen Orthopäden bin, raffe ich mich auf und suche nach dem Störenfried. Da Handy und Bett mehrere Meter voneinander entfernt sind, muss ich mich strapaziös aus meiner Höhle schälen und mache mich auf die Suche nach dem dröhnenden Ding. Blindlings stosse ich mir den Zeh am Bettpfosten an, und mein schmerzverzerrtes Gesicht zeigt den «was-ich-doch-für-ein-beschwerliches-Leben-habe»-Ausdruck.
Das mir Widerfahrene kann tatsächlich unter einem Begriff zusammengefasst werden: «first world problems». Googeln Sie doch einmal den Begriff, Sie werden staunen. Die abstrusesten Banalitäten, welche uns Bürgern der Industrieländer das Leben angeblich schwermachen, sind auf unzähligen Webseiten auszumachen. Scrollt man durch die Beiträge, welche sich an Kreativität zu überbieten versuchen, scheint es, als diene das inflationäre Auftauchen dieses Zeitgeist-Phänomens als willkommene Ablenkung von schwerwiegenderen Problemen. Also doch lieber weiterschlafen?
Alltagsprobleme
Nina Vogt ist Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich.
One thought on “Alltagsprobleme”
Comments are closed.