Wie Studierende Belastungen im Praktikum meistern

Studierende absolvieren während ihrer Ausbildung eine Reihe von Praktika. Ein Forschungsprojekt der PH Zürich hat sich mit der Frage beschäftigt, wie die Studentinnen und Studenten mit den dabei erlebten Herausforderungen umgehen.Welche Situationen im Praktikum nehmen die Studierenden als Herausforderung wahr und welche dieser Herausforderungen erleben sie als belastend? Mit dieser Frage beschäftigte sich das durch den Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Forschungsprojekt «Blogging in internships: Writing online journals as a method for coping with stress in medical and teacher education», das die PH Zürich von 2013 bis 2015 durchführte. Insgesamt hatten sich 140 Studierende der Primarstufe beteiligt. Ihre Aufgabe war es, in Blogeinträgen über herausfordernde Situationen – die sogenannten Stressoren – im Praktikum zu berichten und zu beschreiben, ob sie diese als belastend wahrnahmen oder nicht. Durchgeführt wurde die Studie während des vierwöchigen Lernvikariat im 5. Semester.

Vielzahl an Herausforderungen
Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden mit einem Grossteil der Herausforderungen gut klarkommen. Insgesamt wurden 745 Situationen von den Studierenden geschildert, die einen Stressor enthielten. Aber nur bei rund 170 dieser Schilderungen erwähnten die Studierenden auch, dass diese Situationen von ihnen als sehr belastend empfunden wurden. Beispielsweise scheint die im folgenden Beitrag geschilderte Situation für die angehende Lehrperson eine Herausforderung – einen Stressor – darzustellen, die aber letzlich nicht als Belastung empfunden wird: «Die Jungs versuchen es immer noch mit allen Mitteln, mich aus dem Konzept zu bringen. Da ich aber sowohl von der Schulleitung, den anderen Lehrpersonen als auch dem Schulsozialarbeiter Rückendeckung habe, ziehe ich meine Linie wie gehabt durch.» Projektmitarbeiterin Alexandra Totter von der PH Zürich interpretiert die Ergebnisse so: «Die Studierenden sind mit einer Vielzahl von herausfordernden Situationen konfrontiert, sie scheinen jedoch mit der Mehrzahl davon gut umgehen zu können. Die Situationen werden am ehesten dann als hohe Belastung von den Studierenden wahrgenommen, wenn darin mehrere Stressoren gleichzeitig auftreten.»

Studierende fühlen sich in ihrer Rolle wohl
Betrachtet man die Anzahl Nennungen der einzelnen Herausforderungen, ergibt sich folgendes Bild: Am häufigsten ‒ rund 290 Mal ‒ nannten die Studierenden Stressoren disziplinarischer Art, beispielsweise wenn sich die Schülerinnen und Schüler untereinander stritten oder die Teilnahme am Unterricht verweigerten. In rund 54 dieser Nennungen wurden die Situationen als sehr belastend empfunden. Ebenfalls oft erwähnten die Studentinnen und Studenten in den Beiträgen herausfordernde Situationen im Zusammenhang mit den eigenen Ressourcen ‒ beispielsweise wenn sie unterrichteten, obwohl sie sich krank fühlten. Bei insgesamt 57 Nennungen wurde die Situation 18 Mal als sehr belastend empfunden. Schliesslich wurden auch relativ häufig Situationen mit einzelnen verhaltensauffälligen Schülerinnen oder Schülern genannt ‒ insgesamt 30 Mal. In 13 Fällen wurde die Situation als sehr belastend wahrgenommen. Eine gleichzeitig durchgeführte quantitative Befragung der Studierenden hat insgesamt ähnliche Resultate hervorgebracht. Als explizit nicht belastend herausgestellt hat sich dabei der Faktor «Sich in der Rolle als Lehrperson wohlfühlen».
Der Vergleich der Ergebnisse mit den Erkenntnissen einer Studie mit rund 90 Berufseinsteigenden aus dem Jahr 2015 zeigt eine Reihe von Parallelen auf. In dieser von der Bildungsdirektion des Kantons Zürich in Auftrag gegebenen Untersuchung stand die Frage im Zentrum, wie die Berufseinsteigenden den Beginn ihrer Berufstätigkeit bewältigen. Es zeigte sich, dass die Belastung bei den Berufseinsteigenden insgesamt auf einem mittleren Niveau liegt. Am stärksten fallen bei den Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern die Heterogenität der Klasse, ausserunterrichtliche Pflichten, das Verhalten schwieriger Schülerinnen und Schüler sowie die Beurteilung von Schülerinnen und Schülern ins Gewicht. Am wenigsten fühlen sie sich durch die Zusammenarbeit mit Fachpersonen, den Unterricht in Fächern ausserhalb des eigenen Fächerprofils sowie durch die Zusammenarbeit mit der Schulleitung belastet.