Mit ihrer neu entwickelten «Vision und Strategie 2016-2020» will sich die «Bibliothek PHZH» als führende pädagogische Bibliothek der Schweiz etablieren. Die Benutzerinnen und Benutzer spielen bei der Weitentwicklung der Bibliothek eine bedeutende Rolle.Braucht die moderne Hochschule eine Bibliothek? Welchen Einfluss haben die neuen technologischen Entwicklungen? Können Bibliotheken den heutigen Lernformen gerecht werden? Seit Jahren beschäftigen diese Fragen die bibliothekarische Fachwelt. Der ehemalige Direktor der ETH-Bibliothek, Wolfram Neubauer, forderte bereits vor über zehn Jahren zur dringenden «Neuerfindung der Bibliothek» auf. Und kürzlich entfachte der neue Bibliotheks-Direktor der ETH, Rafael Ball, mit seiner Aussage, das Internet mache die Bibliotheken überflüssig, eine gesellschaftlich-politische Diskussion.
Bibliotheken sind Betriebe wie alle anderen: Sie müssen mit der Zeit gehen, die eigenen Geschäftsmodelle überprüfen, anpassen und mit ihrer Umwelt interagieren. Die «Bibliothek PHZH» ist diesen Weg gegangen: Sie hat sich mit den technischen, gesellschaftlichen und finanziellen Trends sowie mit den Entwicklungen an der PH Zürich auseinandergesetzt und eine neue Strategie entwickelt. Dabei haben sich zahlreiche Chancen herauskristallisiert. Einen wichtigen Vorteil stellt insbesondere die zentrale Lage dar. Zudem bieten der Ausbau der Fachdidaktiken sowie die Veränderungen im Curriculum hin zu mehr Selbststudium an der PH Zürich die Möglichkeit, den Bestand der Bibliothek gezielter auszubauen und diese zu einem attraktiven Lern- und Arbeitsort weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt beeinflussen die Ausrichtung der Bibliothek der Lehrplan 21 sowie die elektronischen Medien und die Open-Access-Bewegung.
Realer und virtueller Bibliotheksraum
In ihrer «Strategie 2016-2020» wird die Bibliothek als inspirierender und anregender realer und virtueller Raum definiert. Demnach bietet sie zwei unterschiedliche Orte an: den realen Lern- und Arbeitsort und den virtuellen Raum. Der reale Raum der Bibliothek soll als lebendiger Ort des Wissens, Lernens und Begegnens gefestigt werden. Künftig gestalten die Bibliotheksbenutzenden dank mobiler Infrastruktur und Möblierung einen Teil des Bibliotheksraumes nach den eigenen Bedürfnissen selber. Im virtuellen Raum sollen Benutzende orts- und zeitunabhängig auf die Dienstleistungen zugreifen und E-Ressourcen nutzen können. Denkbar wäre der weitere Ausbau der digitalen Dienstleistungen in Form von Beratungsangeboten sowie die intensive Nutzung der Social-Media-Kanäle für die Kommunikation mit den Benutzenden.
Weiter erhält der Faktor Innovation eine wichtige Bedeutung. Diese sollen unter verstärktem Einbezug der Benutzenden entstehen und zur Entwicklung von innovativen Bibliotheksdienstleistungen führen. Geplant sind jährliche thematische Workshops mit den Benutzenden. Auch das neu entwickelte Kundenmanagementsystem soll einer der Grundsteine für den Dienstleistungskatalog der Bibliothek darstellen. Mit dem Kundenmanagementsystem wird das Feedback der Benutzenden erfasst und analysiert. Daraus ergeben sich zahlreiche Ideen, die umgesetzt werden können.
Auch setzt die Bibliothek zunehmend auf elektronische Medien. Dass diese künftig eine noch stärkere Rolle einnehmen werden, scheint gewiss. Ob sie jedoch tatsächlich nachhaltig auf das Interesse von Benutzenden stossen, wird die Zukunft zeigen. Auch ist unklar, wie sich die Preis- und die Lizenzierungspolitik der Verlage gestaltet, ob Bibliotheken überhaupt elektronische Medien zur Verfügung stellen dürfen und wie sich das Urheberrecht entwickelt. Die Bibliothek wird diese Entwicklungen genau beobachten und entsprechende Massnahmen treffen.
Eine wichtige Bedeutung hat zudem Open-Access, also der freie Zugang zu wissenschaftlichen Materialien im Internet. Hier könnte die Bibliothek beispielsweise den Zugang zu den von der PH Zürich entwickelten wissenschaftlichen Beiträgen oder Lernmaterialien anbieten und es den Nutzenden so ermöglichen, jederzeit auf diese Angebote zuzugreifen.