Tagung «Quereinstieg in den Lehrberuf»

Setzte den Lehrpersonenmangel in einen historischen Kontext: Lucien Criblez von der Universität Zürich. Foto: Christoph Hotz

Setzte den Lehrpersonenmangel in einen historischen Kontext: Lucien Criblez von der Universität Zürich. Foto: Christoph Hotz

Aus welchen Gründen wechseln Personen aus verschiedenen Berufsfeldern in den Lehrberuf? Und wie gelingt das «Training on the job»? Diese Fragen standen im Zentrum der Tagung «Quereinstieg in den Lehrberuf» an der PH Zürich vom vergangenen November. Das Projektteam «REQUEST – Begleitstudie zu den Quereinstiegstudiengängen der PH Zürich» führte zusammen mit der PHBern und der PH FHNW die Veranstaltung durch.
Am Vormittag beleuchteten drei Referate den Lehrberuf als zweiten Karriereweg. EDK-Präsident Christoph Eymann veranschaulichte die bildungspolitische Sicht und sprach sich für die weitere Etablierung von Quereinstiegstudiengängen aus. Lucien Criblez von der Universität Zürich zeigte die historischen Zyklen von Mangel und Überschuss an Lehrpersonen auf. Er gab zu bedenken, dass eine staatliche Übersteuerung bei Lehrkräftemangel schnell in einen Überschuss und damit in die Arbeitslosigkeit von Lehrpersonen münden kann. Schliesslich referierte die niederländische Forscherin Anke Tigchelaar von der Universität Utrecht zu den Erfahrungen mit Quereinsteigenden. Ähnlich wie in vielen europäischen Ländern herrscht auch in den Niederlanden Lehrpersonenmangel im Sekundarschulbereich. Dabei zeigt sich, dass der stets vorausgesetzte Transfer von Lebenserfahrung und Wissen aus vorher ausgeübten Berufen in die Lehrpraxis nicht immer gelingt. Insbesondere romantische Vorstellungen über den neu angestrebten Beruf können zu einem Realitätsschock führen. Um diesem vorzubeugen, wurde in den Niederlanden bei Quereinsteigenden ein gestufter Berufseinstieg über zwei Jahre mit reduziertem Pensum eingeführt.
In drei Workshops wurden anschliessend aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert. Dabei wurde unter anderem die Frage diskutiert, wie die Pädagogischen Hochschulen den Quereinsteigenden ein noch realistischeres Bild von Schule vermitteln können. In ihrer Tagungsbilanz verwiesen Andreas Hoffmann-Ocon von der PH Zürich und Claudia Crotti von der PH FHNW auf eine weiterführende Frage: Warum wird in Anbetracht der immer vielfältigeren Berufsbiografien der Quereinstieg in den Lehrberuf lediglich als Massnahme gegen den Lehrpersonenmangel und nicht als einer von mehreren «normalen» Wegen angesehen? Ein Anstoss, der die Tagungsverantwortlichen zum Weiterdenken anregt!
Referate, Infos und weitere Dokumente:
forschung-quereinstieg.ch